SPD-Politiker Hering und Wirtschaftsprüfer weisen Vorwürfe zurück

Mainz · Hendrik Hering, SPD-Fraktionschef im Landtag, wehrt sich gegen Kritik, vor der Landtagswahl 2011 die Situation am Nürburgring schöngeredet zu haben. Auch die von ihm 2009 engagierten Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young halten an ihren damaligen Zahlen fest. Man habe sich "konzeptionell nirgendwo geirrt".

Mainz. Ein neuer Prüfbericht des Landesrechnungshofes zum Nürburgring liegt zwar noch nicht in der Endfassung vor, sorgt jedoch schon für Wirbel (der TV berichtete). Einer, der in dieser Expertise angegriffen wird, tritt die Flucht nach vorne an: Es sei nicht seine Art abzutauchen, betont SPD-Politiker Hendrik Hering. Er wolle "keine Erfolgsrhetorik an den Tag legen". Am Ring seien Fehler gemacht worden. "Das kann man nicht schönreden."
Hering berichtet von schlaflosen Nächten in jener Zeit, als der für das Projekt verantwortliche Finanzminister Ingolf Deubel zurückgetreten war und er sich auf Geheiß von Ex-Ministerpräsident Kurt Beck als damaliger Wirtschaftsminister "den Kopf zerbrechen" musste, wie es an der Eifel-Rennstrecke weitergeht. Hering ist noch heute davon überzeugt, das Richtige getan zu haben. "Niemand hatte je ein Alternativmodell", begründet er.
Der SPD-Fraktionschef erinnert daran, wie die Lage im Sommer 2009 war: 330 Millionen Euro für den Bau des Freizeitzentrums ausgegeben, keine Transparenz bei einem Geflecht mit 20 Firmen der Ring GmbH und mehr als 1100 Verträgen, keine Finanzierung. Die Analyse habe ergeben, dass ein Verkauf der Ring-Immobilien aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise keine Option gewesen sei.
"Politische Vorgaben undenkbar"


Ein Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young, der namentlich nicht genannt werden will, berichtet, in Phase eins habe man vorhandene Zahlen analysiert und korrigiert. Es sei auch geprüft worden, wie es zur Kostenexplosion beim Bau gekommen sei. Dies habe man ebenso klar benannt wie Managementfehler.
In Phase zwei ab Februar 2010 sei das "Zukunftskonzept" entstanden. Bei den Kalkulationen der Geschäftspläne habe es nur ein Ziel gegeben: Die Frage zu beantworten, wie die Ring GmbH jährlich genug Pachteinnahmen erzielen kann, um den Schuldendienst für das 330-Millionen-Invest zu leisten und "nicht weiteres Geld zu verbrennen". Die kalkulierte Mindestpacht von 15 Millionen Euro sei als unterste Grenze realistisch gewesen. Politische Vorgaben seien dabei "absolut undenkbar" gewesen.
Die Wirtschaftsprüfer sind im Nachhinein überzeugt, dass ihre Zahlen "hochgradig plausibel" waren. Auch die Konzeption habe gestimmt. Eine frühere Insolvenz - sie erfolgte schließlich im Juli 2012 - sei kein Thema gewesen. Das sei kontinuierlich von Rechtsexperten geprüft worden.
Erstmals im Sommer 2011 habe der damalige Pächter Jörg Lindner kommuniziert, dass die Mindestpacht nicht zu erwirtschaften sei. Darauf stütze sich der Landesrechnungshof in seinem neuen Prüfbericht, in dem kritisiert wird, die Ring GmbH sei schon 2010/2011 überschuldet gewesen. Dabei werde aber außer Betracht gelassen, dass der Ring "die Testphase des Geschäftsmodells nie verlassen" habe.
SPD-Politiker Hering rechnet mit Gegenwind, wenn der Rechnungshof seinen Prüfbericht publiziert. An das Erscheinen der Staatsanwaltschaft glaubt er aber nach eigenem Bekunden ebenso wenig wie daran, dass eine Fortsetzung der Nürburgring-Affäre wahlentscheidend bei der Landtagswahl 2016 sein werde.

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