SPD wieder Partei der kleinen Leute

Berlin · Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer sieht gute Chancen für die SPD, aus dem Stimmungstief herauszukommen.

Berlin. Das Programm der SPD entspricht dem Interesse einer breiten Bevölkerungsmehrheit, meint Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Er sprach am Rande des Parteitags mit unserem Berliner Korrespondenten Stefan Vetter. Herr Sommer, die SPD ist mit ihrem Wahlprogramm wieder stark nach links gerückt. Eine Genugtuung für die Gewerkschaften?Michael Sommer: Natürlich freue ich mich, dass sich vieles von dem, was die Gewerkschaften schon seit Jahren propagieren, - Mindestlohn, Kampf gegen Altersarmut et cetera - jetzt auch im SPD-Programm widerspiegelt. Das ist auch unserem Wirken zu verdanken. Ich bin ganz sicher, für viele Forderungen der SPD gibt es eine große gesellschaftliche Mehrheit. Trotzdem verliert die SPD in der Wählergunst eher an Boden. Worauf führen Sie das zurück?Sommer: Man sollte die Umfragen nicht überbewerten. Bis zur Bundestagswahl sind noch fünf Monate Zeit. Der Wahlkampf fängt gerade erst an. Auch die Gewerkschaften werden mit zahlreichen Veranstaltungen zum Thema Arbeit oder Rente darauf Einfluss nehmen. Als Helfer der SPD?Sommer: Nein, die Gewerkschaften sind parteipolitisch neutral. Und dabei bleibt es. Aber klar ist auch, dass es darauf ankommen wird, aus der gesellschaftlichen Mehrheit für mehr Gerechtigkeit und soziale Balance auch eine politische Mehrheit zu machen. Es ist Sache der Parteien, diesen Willen der Bevölkerung in die Praxis umzusetzen. Ist Peer Steinbrück der richtige Kanzlerkandidat?Sommer: Das hat die SPD mit überwältigender Mehrheit so entschieden. Mir steht es nicht an, das zu kommentieren. Aber wer wie ich seine Rede auf dem Parteitag miterlebt hat und den euphorischen Applaus danach, der spürt, dass Steinbrück sehr wohl Herz und Seele der Genossen berühren kann. Wie kann die SPD den Rückstand bis zum Wahltag Ende September noch wettmachen?Sommer: Mit der Tonlage, die Steinbrück und auch Sigmar Gabriel auf dem Parteitag getroffen haben, Partei des kleinen Mannes und der kleinen Frau zu sein - kann die SPD auch wieder bei ihrer Kernklientel punkten und darüber hinaus auch weit in das bürgerliche Lager hinein. Wenn die SPD es schafft, ihre eigenen Anhänger zu mobilisieren, denn dort hat sie die größten Probleme, dann wird der Funke auch überspringen im Wahlkampf. Und wenn nicht, dann kommt eine Große Koalition, wie Sie es kürzlich angesprochen haben?Sommer: Über Koalitionen sollten sich ausschließlich die Parteien verständigen. vet

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