Spiritualität, Politik und Party

TRIER/SAARBRÜCKEN. Rund um den Trierer Dom läuft der Countdown für das erste Gipfeltreffen der deutschen Katholiken im Bistum seit 36 Jahren. Spiritualität, Politik und Party: So lautet der Dreiklang, der Hunderttausende in die Saar-Stadt locken soll.

"Keine Ahnung, wie ich all die Fäden in diesem Wollknäuel entwirren soll", stöhnt Wolfgang Meyer. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die Geschäftsführung des Veranstaltungs-Vereins, die Bistumsleitung: Da gibt es "drei unterschiedliche Systeme", die er unter einen Hut kriegen muss. Aber in Wirklichkeit stöhnt Meyer gar nicht. Der Organisations-Chef des Bistums freut sich, allem Stress zum Trotz. "Ich brauche diese großen Begegnungen", sagt der Katholikentags-Veteran, "damit ich den Alltag aushalten kann." An den Stellschrauben des Mammut-Treffens

So ähnlich geht es allen, die im Generalvikariat die Fäden ziehen. Man ist sichtlich stolz, an den Stellschrauben der größten Veranstaltung der deutschen Katholiken zu sitzen. So wie Kerstin Wesely, die als Vorsitzende der katholischen Jugend in der Diözese Trier dem wichtigen Programm-Ausschuss angehört. Seit einem Jahr arbeitet sie mit einer 15-köpfigen Arbeitsgruppe am umfänglichen Jugendangebot. Ein Jugendzentrum im Saarbrücker Studentenviertel, Konzerte, Podien, Cafés, Kabarett, Kino: Die Zielgruppe der Zwölf- bis 30-Jährigen wird gut versorgt. "Was sagst Du?", will man von ihnen wissen, dabei aber nicht im Jugend-Getto bleiben. Querverbindungen zu anderen Veranstaltungen werden gezielt gesucht. Es scheint friedlich zuzugehen zwischen Alt und Jung, zwischen etabliert und innovativ bei der Vorbereitung. "Im Großen und Ganzen" könne man selbst über das Programm entscheiden, versichert Wesely. Sind die Jungen nicht mehr so aufmüpfig wie früher, oder sind die Altvorderen liberaler? Da lacht Kerstin Wesely. Über mangelnde Liberalität des Zentralkomitees gegenüber den Jugendverbänden könne man sich jedenfalls nicht beklagen. Auch der Diözesan-Caritasverband hat sein Hauptquartier für die Vorbereitung in Trier aufgeschlagen. Das umfangreiche Programm von Koordinatorin Gaby Jacquemoth nimmt das Gerechtigkeits-Motto des Katholikentags von einer durchaus politischen Seite. Prominente aus Kirche und Politik werden über Integration, Arbeitslosigkeit, Menschenhandel oder Kinderarmut diskutieren. Ein gewichtiger Aspekt sind die grenzüberschreitenden Kontakte im Dreiländereck. Auf der Caritas-Bühne am St. Johanner Markt treffen sich Gesprächspartner und Künstler aus Metz, Luxemburg und Trier - zum Beispiel die Leiendecker Bloas. Auch auf der Kirchentagsmeile ist die Caritas vertreten, ebenso wie das Bistum, das hier seine "Aktion Arbeit" vorstellt. Man wolle eine "klare Zeitansage zu aktuellen Themen" machen, sagt Bistums-Medienchef Stephan Wahl, betont aber gleichzeitig den "spirituellen Charakter": "Wir wollen nicht nur Fete machen, sondern Zeichen setzen." Was aber keineswegs bedeute, dass man Angst vor dem Event-Charakter einer solchen Großveranstaltung habe.Schweißband aus dem Katholikentags-Shop

In der Tat erinnert manches an ein Mammut-Festival. Bis hin zu einem offiziellen "Kirchentags-Shop", der T-Shirts, Caps, Schmuck in Kreuzform, ja sogar Schweißbänder und Fußbälle mit amtlichem Katholikentags-Emblem gegen ordentlich Cash unter die Leute bringt. Gemessen daran, bleibt das Bistum Trier angenehm konservativ. Die große "Aufwärm-Aktion" (Wolfgang Meyer) in den Pfarrgemeinden heißt "Auf Tuchfühlung mit Gott" und bietet die Möglichkeit, Tücher und Stoffe zum Thema Gerechtigkeit zu gestalten. Die "Gerechtigkeitsfahnen" sollen im Mai in Saarbrücken zu sehen sein. Die Organisatoren hoffen, dass zahlreiche Menschen aus der Region Trier die guten Verkehrsverbindungen nach Saarbrücken nutzen. Dann kämen sie auch in den Genuss eines Medienprodukts mit Trierer Herkunft: Die Paulinus-Redaktion wird eine eigene Katholikentags-Zeitung gestalten.

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