Sport, Sprachen und gesundes Essen - so schützen Sie sich vor Demenz

Trier · 1,6 Millionen Demenzkranke leben derzeit in Deutschland. In jedem Jahr werden es 300 000 mehr. Dennoch gibt es Hoffnung: Die Wahrscheinlichkeit sinkt, selbst zu erkranken. Zumindest für jene, die gesund leben. Auch Fremdsprachen helfen.

In Rheinland-Pfalz wird die Zahl der Menschen mit Demenz auf etwa 80 000 geschätzt. In wenigen Jahrzehnten werden es aufgrund der demografischen Entwicklung mehr als 100 000 Frauen und Männer sein, bei denen das Vergessen im Alter deutlich das selbstbestimmte Leben einschränkt. "Dennoch gibt es eine positive Nachricht", sagt Professor Matthias Maschke.

Der Chefarzt für Neurologie im Brüderkrankenhaus und Leiter des Demenzzentrums Trier ist überzeugt, dass die individuelle Gefahr, zum Beispiel an Alzheimer zu erkranken, deutlich zurückgeht. Er zitiert dabei Studien aus den USA und Großbritannien sowie aktuelle Daten der Krankenkassen in Deutschland. Veränderungen der Lebensweisen seien dafür verantwortlich, ist Maschke sicher. "Jeder Mensch kann durch gesunde Ernährung, eine Stunde Bewegung am Tag und ausreichend Schlaf aktiv in seine altersabhängige Entwicklung eingreifen. Auch Mehrsprachigkeit reduziert das Risiko deutlich, an einer Demenz zu erkranken."

Generell steigt aber die Gefahr des krankhaften Vergessens mit zunehmendem Alter. Nach Erkenntnissen der Deutschen Alzheimergesellschaft haben zwei Drittel aller Erkrankten bereits das 80. Lebensjahr vollendet. Fast 70 Prozent der Erkrankten sind Frauen. Weil das eine alternde Gesellschaft vor erhebliche Probleme stellt, werden in der neu aufgestellten Pflegeversicherung mit fünf statt bisher drei Stufen ab dem neuen Jahr erstmals auch demenzkranke Menschen berücksichtigt.

Doch nicht nur die Pflege ist eine Herausforderung. "Die Gesellschaft muss lernen, mit den Betroffenen umzugehen", mahnt der Trierer Moraltheologe Professor Johannes Brantl. "Den Menschen bereitet der Blick auf eine mögliche Altersdemenz Angst. Ein Leben in Würde ist aber auch dann möglich, wenn ein Mensch wichtige Dinge vergessen hat. Für ihn selbst ist das häufig weniger dramatisch als für sein soziales Umfeld."Mehr zum Thema

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Extra

"Das rechte und das unrechte Vergessen" - so lautet das Thema beim ersten Wissenschaftsforum Trier. Dazu lädt die Wissenschaftsallianz Trier am heutigen Freitag, 10 bis 14 Uhr, an die Universität ein (ehemalige Kapelle auf Campus II). Mediziner, Soziologen, Psychologen und Theologen werden sich mit Facetten des Themas beschäftigen. r.n.

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