Standhafte Vertreter der Vernunft

Luxemburg · Die Staatschefs der deutschsprachigen Länder haben sich in Luxemburg getroffen. Dort sprachen sie über Einwanderung und Integration.

 Die Staatschefs und ihre Partner: Elke Büdenbender, Frank-Walter Steinmeier, Doris Leuthard, Roland Hausin, Großherzogin Maria Teresa, Großherzog Henri, König Philippe, Sophie von und zu Liechtenstein, Alois von und zu Liechtenstein, Doris Schmidauer und Alexander Van der Bellen. TV-Fotos (2): Bernd Wientjes

Die Staatschefs und ihre Partner: Elke Büdenbender, Frank-Walter Steinmeier, Doris Leuthard, Roland Hausin, Großherzogin Maria Teresa, Großherzog Henri, König Philippe, Sophie von und zu Liechtenstein, Alois von und zu Liechtenstein, Doris Schmidauer und Alexander Van der Bellen. TV-Fotos (2): Bernd Wientjes

Foto: (g_pol3 )
 Der Chef der Luxemburger Tourist-Information, Marc Angel (rechts), führt Partner der Staatschef durch das ehemalige Kloster Neumünster.

Der Chef der Luxemburger Tourist-Information, Marc Angel (rechts), führt Partner der Staatschef durch das ehemalige Kloster Neumünster.

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Luxemburg Gleich fünf Staatsoberhäupter auf einmal - das dürfte selbst für Luxemburg, wo aufgrund der EU-Institutionen Besuche hochrangiger Politiker keine Seltenheit sind, nicht alltäglich sein. Gekrönte und ungekrönte Häupter aus den Ländern, in denen auch Deutsch gesprochen wird, haben gestern das Großherzogtum besucht. Einmal im Jahr treffen sich die Staatsoberhäupter der deutschsprachigen Länder - wozu übrigens auch Belgien wegen der Deutschsprachigen Gemeinschaft gehört -, um sich über aktuelle Themen auszutauschen. Und das seit 14 Jahren.
Treffpunkt ist dieses Mal das einstige Kloster Neumünster im Luxemburger Stadtteil Grund. Ziel der Gespräche sind - wie es der luxemburgische Großherzog Henri später formuliert - nicht politische Schlussfolgerungen, sondern der "Austausch im deutschsprachigen Raum". Das Thema, das in Luxemburg auf der Agenda steht, betrifft alle sechs bei dem Treffen vertretenen Länder gleichermaßen: Einwanderung und Integration.
Das Thermometer zeigt gerade mal acht Grad Celsius an, als kurz vor halb zehn Uhr an diesem Mittwochmorgen der Gastgeber des Treffens, der luxemburgische Großherzog Henri, im Lichthof des zum Kulturzentrum umgebauten Klosters auf die fünf anderen Staatschefs wartet. Kurz zuvor wischt der Zeremonienmeister des großherzoglichen Palastes noch einmal über den roten Teppich, eine Mitarbeiterin des Kulturzentrums muss sichtbare Staubflecken vor den sechs Nationalfahnen wegsaugen. Deren Reihenfolge wird kurz vor dem Eintreffen der Staatsoberhäupter noch einmal geändert. Die Schweizer Fahne kommt neben die österreichische, die belgische wandert neben die luxemburgische. Henri und seine Gattin Maria Teresa warten. Sie unterhalten sich auf Französisch. Immer wenn die Großherzogin ihrem Ehemann die Hände reicht, damit er sie wärmt, klicken die Kameras der gut zwei Dutzend Fotografen, die am roten Teppich warten.
Alain Rousseau vom großherzoglichen Palast schaut auf die Uhr. Die Politprominenz, die bereits seit Dienstagabend in Luxemburg ist, verspätet sich um ein paar Minuten. Um Viertel vor zehn treffen als Erste der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender ein. Es ist Steinmeiers erster Besuch als Staatschef im Nachbarland.
Im Minutentakt treffen Steinmeiers Amtskollegen und ihre Partner ein: der Österreicher Alexander Van der Bellen, die Schweizerin Doris Leuthard, Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein und der belgische König Philippe. Er und seine Frau Mathilde sind die einzigen Teilnehmer des Treffens, die nicht Deutsch sprechen.
Bevor es zum Arbeitstreffen und zum "Damenprogramm" geht, an dem auch der Ehemann der Schweizer Bundespräsidentin teilnimmt, gibt es noch ein "Familienfoto" aller Teilnehmer vor imposanter Kulisse, dem mächtigen Bockfelsen, auf dem die Stadt Luxemburg erbaut wurde.
Die Staatschefs treffen im ersten Stock der ehemaligen Klosterkapelle zusammen. Dort referiert unter anderem der aus Trier stammenden und an der Universität Luxemburg lehrende Soziologe Helmut Willems zu "Notwendigkeit und Schwierigkeiten einer rationalen Migrations- und Integrationspolitik". "Ein Thema, das uns alle miteinander berührt", sagt Steinmeier gegenüber unserer Zeitung nach der Diskussion. "Es war sehr spannend zu sehen, dass es unterschiedliche Erfahrungen dazu in den einzelnen Staaten gibt." Es werde immer deutlicher, "dass wir in unserem Alltag vergleichbare Problematiken haben", sagt auch der Großherzog. Laut Steinmeier vertreten die Mitglieder des Treffens eine "Linie der Vernunft - in einer Welt, bei der man den Eindruck hat, dass die Vernunft zunehmend ausgeht". Spielt der Bundespräsident damit auch auf das Ergebnis der Bundestagswahl an? Am Tag zuvor hat er gesagt, der Wahlsonntag habe "die politische Statik in unserem Lande verändert".
Ein Video-Kurzinterview mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier finden Sie unter volksfreund.de/videos

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