Start frei für Marx-Marathon

"Ich bin dann mal weg": Reinhard Marx sagt heute nach sechs Jahren als Bischof von Trier Deutschlands ältestem Bistum endgültig Lebewohl. Bereits um 11 Uhr wird der 54-Jährige in seiner neuen Erzdiözese München und Freising erwartet.

Trier. Früh aufstehen gehört für einen katholischen Priester zum Job. Schließlich will das Morgenlob "Laudes" um 6 Uhr gebetet werden. Um diese Uhrzeit sitzt der scheidende Trie rer Bischof Reinhard Marx allerdings heute Morgen schon in seinem Dienstwagen. Gemeinsam mit Prälat Georg Holkenbrink, Bischofskaplan Frank Kleinjohann und Fahrer Alois Fisch ist Marx unterwegs ins gut 500 Kilometer entfernte Scheyern. In der dortigen Benediktiner-Abtei wird der 54-Jährige bereits um 11 Uhr von einer Delegation seines neuen Erzbistums München und Freising erwartet. Auftakt der viertägigen Einführungsfeierlichkeiten, bei dem die bayerische Diözese Marx nur am morgigen Donnerstag eine kleine Verschnaufpause gönnt. Die wird der gebürtige Westfale nach dem heutigen Marathon auch brauchen.Halbe Hundertschaft Kardinäle und Bischöfe

Die Benediktiner-Abtei Scheyern ist eng mit Papst Benedikt XVI. verbunden, der sich als Erzbischof von München und Freising und später auch als Präfekt der Römischen Glaubenskongregation immer wieder zu Exerzitien dorthin zurückzog. Zweite Marx-Station am heutigen Mittwoch ist um 14.30 Uhr die Pfarrei St. Peter und Paul in München-Feldmoching. Der scheidende Trie rer Bischof hat diese Pfarrei wegen ihres Namensgebers gewählt. Dem heiligen Petrus ist auch der Trierer Dom geweiht.Die wichtigste Station an diesem Tag aber ist um 16 Uhr die Ankunft auf dem Marienplatz. Dort werden Münchens Oberbürgermeister Christian Ude und Marx' Vorgänger, Friedrich Kardinal Wetter, den zukünftigen Erzbischof begrüßen. Vor der 1638 errichteten Mariensäule, dem ältesten Friedensdenkmal der Stadt, wird Marx in der Tradition seiner Vorgänger ein Gebet an die Gottesmutter richten und sein Wirken dem Schutz der Patrona Bavariae empfehlen. Am Freitagmittag legt Reinhard Marx in der Staatskanzlei vor Ministerpräsident Günther Beckstein seinen Treue-Eid auf die bayerische Verfassung ab. Zur Einführung des neuen Erzbischofs am darauf folgenden Morgen in der Münchener Frauenkirche werden 54 Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe erwartet, darunter der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, der Kölner Kardinal Meisner und der Apostolische Nuntius (Botschafter) in Deutschland, Jean-Claude Périsset. Ab Samstag kein Bischof von Trier mehr

Aus dem Bistum Trier nehmen das Domkapitel sowie mehrere Gläubige an der auch live im Bayerischen Fernsehen übertragenen Eucharistiefeier (siehe Info-Kasten) teil. Mit der Übergabe der Bischofsinsignien durch seinen Vorgänger Kardinal Wetter und der Einnahme des hölzernen Bischofsstuhls ist Reinhard Marx offiziell der neue Erzbischof von München und Freising. Und erst damit endet auch seine Amtszeit in Trier.Nach dem Gottesdienst begrüßen Abordnungen der 47 bayerischen Gebirgsschützenkompanien sowie Schützenvereine aus seiner westfälischen Heimat Reinhard Marx vor dem Dom, bevor es dann in einem Festzug durch die Innenstadt geht. Mit einem Festakt für geladene Gäste im Herkules-Saal der Residenz enden die viertägigen Einführungsfeierlichkeiten für den dann ehemaligen Trierer Bischof. Extra Die Einführung im Fernsehen: Das Bayerische Fernsehen überträgt große Teile der Marx-Einführung. Bereits am heutigen Mittwoch um 16.05 Uhr sendet der BR eine Stunde live vom Münchener Marienplatz. Am Samstag um 9.30 Uhr beginnt die Übertragung der Einführung aus dem Münchener Liebfrauendom. Ab 12.55 Uhr ist der BR live dabei beim Festakt in der Residenz.Extra Schloss-Herr Marx: So lässt's sich wohnen - In seiner neuen Heimat München zieht Reinhard Marx zunächst in ein schmuckes Barockschlösschen aus dem 18. Jahrhundert - bis das Erzbischöfliche Palais in der Stadt renoviert ist. Das kann dauern; mindestens zwei Jahre. Vielleicht hat sich der neue Erzbischof aber bis dahin auch schon an sein Schlösschen gewöhnt, will gar nicht mehr weg. Einziger Nachteil: Der schmucke Bau liegt im Ausgeh-Viertel Schwabing. "Da wird's im Sommer schon mal ziemlich laut", sagen Insider. Für Marx keine große Umstellung: Auch in Trier wohnte er direkt gegenüber einer Weinstube mit Außengastronomie. (sey)

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