Steht die nächste Pfarreien-Reform vor der Tür? - Trierer Synode diskutiert Reformvorschläge

Koblenz · "Paradigmenwechsel" und "Perspektiv-Änderung": Bei der Diözesansynode in Trier wurden unterschiedlich weitreichende und teils sehr konkrete Reformvorschläge für die Zukunft des Bistums diskutiert.

Steht die nächste Pfarreien-Reform vor der Tür? - Trierer Synode diskutiert Reformvorschläge
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 Es ist noch ein langer Weg von der Kirche zu den Menschen. Bei der Diözesansynode in Trier wurde über Geschlechtergerechtigkeit, andere Lebensentwürfe und weltweite Solidarität gesprochen. Bischof Ackermann sprach sich allerdings gegen eine Segnung homosexueller Paare und einen nicht wertenden Umgang mit anderen Lebensentwürfen aus. Fotos (2): (Archiv)/dpa

Es ist noch ein langer Weg von der Kirche zu den Menschen. Bei der Diözesansynode in Trier wurde über Geschlechtergerechtigkeit, andere Lebensentwürfe und weltweite Solidarität gesprochen. Bischof Ackermann sprach sich allerdings gegen eine Segnung homosexueller Paare und einen nicht wertenden Umgang mit anderen Lebensentwürfen aus. Fotos (2): (Archiv)/dpa

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Die Trierer Bistumssynode hat eine weitere Etappe auf ihrem langen Weg bewältigt. In einer drei Tage dauernden Vollversammlung diskutierten rund 250 Synodale in Koblenz von Donnerstag bis Samstag unterschiedlich weitreichende und mitunter auch sehr konkrete Reformvorschläge für die Zukunft von Deutschlands ältestem Bistum.
Zwar wurden noch keine verbindlichen Beschlüsse über die von zehn Sachkommissionen ausgearbeiteten Vorschläge gefasst. Doch die Debatte zeigt, in welche Richtung Deutschlands einzige Diözesansynode gehen will.
Viel war in der 1958 erbauten Sankt-Elisabeth-Kirche am Rande der Koblenzer Innenstadt von "Paradigmenwechsel" und "Perspektiv-Änderungen" die Rede. Es ging um Geschlechtergerechtigkeit, um "andere Lebensentwürfe" und um weltweite Solidarität. Der Zeitgeist wehte kräftig im Rhein- und Moseltal, oder wie es der französische Theologe Arnaud Join-Lambert als Berater des Synodenpräsidiums ausdrückte: Die Postmoderne ist in der Provinz angekommen.
Auch in Deutschlands ältestem Bistum sucht die Kirche Wege zu den Menschen, die sich immer zahlreicher von ihr abwenden. "Sogar in ländlichen Gebieten sind wir als Sinnstifter und in Lebenskrisen kaum noch gefragt", brachte ein Pfarrer aus dem Saarland die Lage auf den Punkt.
Umso kontroverser wurden von der Synode Vorschläge diskutiert, 60 neuartige Großpfarreien zu schaffen, in denen mehrere bisherige Pfarreien arbeitsteilig zusammengelegt werden sollen. Mehr als 20 000 Katholiken mit mehreren "Kirch-Orten" wird jede solche Pfarrei künftig umfassen. In einem Bistum, das noch vor zehn Jahren fast tausend, meist sehr überschaubare Pfarreien zählte, ist das ein gewagter Schritt. Aber angesichts der Priesterzahlen gibt es offenbar kaum Alternativen. Dass die neuen, größeren Einheiten einen weiteren Verlust an Nähe bewirken könnten, ist nur eine von vielen Befürchtungen, die dieser Vorschlag auslöst.
Die Angst vor einer weiter wachsenden Distanz zwischen "der Kirche" und "den Menschen" zog sich wie ein roter Faden durch die Koblenzer Reden und Debatten. Immer wieder wurde darum gerungen, eine Sprache zu finden, die auch außerhalb des kirchlichen Milieus verstanden wird.
Wie schwer dies ist, erfuhr der Seelsorger Rainer Gotter, der als Übersetzer die Reform-Ideen der Sachkommissionen der Synode für Hörgeschädigte in "einfache Sprache" zu übertragen hatte. Sätze wie "Die Kirche von Trier vollzieht einen Paradigmenwechsel hin zu einem stringent an Charismen orientierten pastoralen Handeln" erwiesen sich als beinahe unübersetzbar, manche Vorlagen mussten deshalb zur Überarbeitung zurückgewiesen werden. Hier gibt es noch viel zu tun.
Engagiert und heiter beteiligten sich der Trierer Bischof Stephan Ackermann und seine drei Weihbischöfe sowie der Generalvikar an der Debatte. Nur an einem Punkt kam eine gewisse Schärfe in Ackermanns Beiträge. Vorschläge einer Sachkommission für eine Segnung homosexueller Paare und einen "nicht wertenden Umgang" mit anderen Lebensentwürfen gingen ihm zu weit. Hier müsse er eine Grenze aufzeigen, betonte der Bischof und kündigte separate Gespräche mit der zuständigen Kommission an.

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