Steigende Einkommen, sterbende Betriebe

BERLIN. (has) Die Einkommen der deutschen Bauern sind nach Rückgängen in den Vorjahren laut Agrarbericht 2005 wieder gestiegen.

Was Ministerin Renate Künast (Grüne) mit Blick auf ihre Agrarwende ganz besonders umtreibt, ist die Ausrichtung der Landwirtschaft auf regionale und nachhaltige Qualität, die Förderung des ländlichen Raumes. Auch bei der Vorstellung des Agrarberichtes 2005 machte Künast deutlich, dass sie darin "ein Einkommensbein der Landwirtschaft" und einen erheblichen "Arbeitsplatzfaktor" sieht. Das finanzielle Dilemma, in das sie jedoch hinein schlingert, erwähnte die Ministerin nicht. Auch die Grüne weiß, dass sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft weiter verschärft hat. Rund 16 000 Betriebe mussten im vergangenen Wirtschaftsjahr dicht machen, die Zahl der Beschäftigten ging um 2,4 Prozent auf 1,27 Millionen zurück. Aber: Nach drei Jahren mit rückläufigen Ergebnissen, sind die Einkommen der deutschen Landwirte erstmals wieder gestiegen. Laut Agrarbericht erhöhten sich die Gewinne der 176 000 Haupterwerbsbetriebe im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Prozent auf durchschnittlich 28 254 Euro. Für das laufende Wirtschaftsjahr rechnete die Ministerin mit einer weiteren Verbesserung um zehn Prozent. Jede Menge Positiv-Meldungen also seitens der Grünen, die der Bauernverband allerdings für nicht sonderlich überzeugend hielt: "Mit einem monatlichen Durchschnittseinkommen von knapp 1600 Euro ist das Einkommensniveau sehr niedrig", beklagte die Organisation. Und durch "überproportionale Kürzungen des Agraretats im Bundeshaushalt 2005" werde die Wettbewerbsfähigkeit weiter geschwächt statt gestärkt. Es kommt noch etwas anderes hinzu, was Künast und den Bauern das Leben erheblich erschweren dürfte: Nach Angaben von Insidern strebt die Bundesregierung in den Verhandlungen über die neue EU-Finanzplanung erhebliche Milliarden-Kürzungen der Strukturfonds sowie der Fördergelder für den ländlichen Raum an. Zum großen Ärger der Ministerin: Denn genau diesen Bereich will sie zur zweiten Säule ihrer Agrarpolitik ausbauen.

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