Stein für Stein
Am heutigen 3. Oktober feiern wir den Tag der Deutschen Einheit. Sicherlich ein lohnender Anlass. Zwar haben 15 Jahre Einheit nicht alles in rosafarbene "blühende Landschaften" verwandelt.
Am heutigen 3. Oktober feiern wir den Tag der Deutschen Einheit. Sicherlich ein lohnender Anlass. Zwar haben 15 Jahre Einheit nicht alles in rosafarbene "blühende Landschaften" verwandelt. Aber im Großen und Ganzen will kaum jemand die Wiedervereinigung rückgängig machen. So blicken wir heute zurück auf die Zeit vor der Einheit, Ossis erinnern sich an die DDR - mal mehr, mal weniger wehmütig, und der eine oder andere verspürt vielleicht noch Phantomschmerzen. Ostalgie ist mittlerweile zu einem Kult geworden und ein neuer Film ("NVA") heizt das Ganze weiter an.Es scheint alles normal in der wiedervereinigten Bundesrepublik. Wenn da nicht die reisefaulen Wessis wären. Denn da melden sich auch die zuletzt wegen der Wahlprognosen viel gescholtenen Umfrage-Institute wieder und konstatieren: 32 Prozent der Wessis waren noch nie im Osten. Dagegen waren nur vier Prozent der Ossis noch nie im Westen. Das sei ein Indiz dafür, dass noch lange nicht alles zusammengewachsen sei, was zusammengehört.
Dabei bleibt es doch höchst zweifelhaft, ob diese Erkenntnisse denn wirklich den inneren Gemütszustand der Deutschen widerspiegeln. Wie viele Wessis waren denn auch noch nicht im Westen? Wieviel Rheinland-Pfälzer waren noch nie in Niedersachsen, Bremen oder Bayern? Sind das auch Anzeichen für die "Mauer in den Köpfen"? Heißt das im Umkehrschluss, dass "Westdeutschland" eher mit Mallorca wiedervereinigt werden müsste, weil da fast alle schon einmal im Urlaub waren? Es immer einfach, auf die Wessis zu schimpfen. Aber die sind in der Regel gar nicht so schlimm, wie mancher von der Einheit enttäuschte und desillusionierte Ossi gerne tut.
Die Einheit ist nicht einfach, auch nach 15 Jahren noch nicht. Aber es tut sich was, Stück für Stück, Stein für Stein, wird die Mauer in den Köpfen abgebrochen. Dazu müssen aber die Menschen auf beiden Seiten der Mauer mitarbeiten.
