Sterben die Deutschen aus?

TRIER. Stirbt Deutschland aus? Glaubt man den Statistikern, könnte man das jedenfalls meinen. Noch nie kamen so wenige Kinder auf die Welt. Aber es gibt auch gegenläufige Prognosen.

Die Trierer müssen sich anstrengen. Bis zu dem Spitzenergebnis der Wiesbadener ist jedenfalls noch ein langer Weg. 10,46 Kinder pro 1000 Einwohner kommen in der hessischen Hauptstadt auf die Welt, hat die Männerzeitschrift Men's Health herausgefunden. Die Trierer, die in der Geburten-Rangliste der 50 größten Städte der Republik nicht aufgelistet sind, bringen es gerade mal auf 8,6 pro Tausend. Selbst die Mainzer sind gebärfreudiger und schaffen es mit einer Geburtenziffer von 9,08 Kindern immerhin auf Rang 21. Die Saarländer scheinen ähnlich kindermüde zu sein wie die Menschen in unserer Region. Gerade mal 8,18 Kinder je 1000 Einwohner kommen in Saarbrücken zur Welt. Schlusslicht in der Liste sind übrigens die Magdeburger mit 6,91 Kindern. Deutschland fehlt der Nachwuchs. Keine neue Erkenntnis. Doch die Prognosen des Statistischen Bundesamtes lassen die Alarmglocken der Demografen läuten. Im vergangenen Jahr sind in der Bundesrepublik so wenige Kinder auf die Welt gekommen wie noch nie. Auf 676 000 fiel die Zahl der Geburten, heißt es in einer Prognose. Selbst im Nachkriegsjahr 1946 seien 922 000 Kinder auf die Welt gekommen, sagen die Statistiker. Seit Jahren gehen die Geburten in Deutschland zurück. Mit im Schnitt 8,5 Geburten je 1000 Einwohner weist die Bundesrepublik längst die niedrigste Ziffer in der EU auf. In Frankreich, Großbritannien und Luxemburg liegt sie bei zwölf Prozent. Die deutsche Bevölkerung schrumpft schneller als erwartet, warnt das Berlin-Institut, das heute seine Studie "Die demografische Lage der Nation" vorstellen wird. Schuld am Aussterben der Deutschen sei die unsichere wirtschaftliche Lage. Nicht nur die Geburtenzahl ist in Deutschland niedrig. Auch der Kinderwunsch ist bei vielen Paaren offenbar nicht besonders ausgeprägt. Von im Schnitt zwei ist die Zahl der Kinder pro Frau auf 1,6 zurückgegangen. Das spiegelt sich auch in Rheinland-Pfalz wider. 43 Prozent der Ehepaare im Land haben laut Statistischem Landesamt keine Kinder, zehn Prozent mehr als 1980. Der Anteil der Familien mit Kindern hat sich demgegenüber von 58 Prozent im Jahr 1980 auf 44 Prozent reduziert. Und die Familien, die Kinder haben, sind nicht nur weniger, sondern auch kleiner geworden. Während 1980 in einer rheinland-pfälzischen Familie im Schnitt 1,8 Kinder lebten, sind es heute noch 1,7 Kinder. Hauptursache dafür: der Rückgang der Familien mit drei und mehr Kindern. 1980 hatten in Rheinland-Pfalz noch gut 18 Prozent der Familien drei und mehr Kinder, heute trifft dies auf knapp 13 Prozent der Familien zu. Und schenkt man den Zahlenexperten Glauben, wird die Zahl der Kinder weiter zurückgehen. Die demografische Prognose geht etwa für den Landkreis Trier-Saarburg im Jahr 2050 von 2264 Kindern unter drei Jahren aus, 1300 weniger als derzeit. Doch es gibt auch gegenläufige Prognosen. Der Zukunftsforscher Matthias Horx geht davon aus, dass die Geburtenrate in den nächsten Jahren wieder ansteigen wird. Ein Trend, der übrigens derzeit schon in Trier spürbar ist. Im vergangenen Jahr kamen 894 Kinder auf die Welt, 33 mehr als im Jahr zuvor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort