Stopp-Schild als neues Markenzeichen

TRIER. Muss ein neues Logo, das sich kaum geändert hat, 100 000 Euro kosten? Eine Frage, die sich nicht nur Arbeitslose beim Anblick des "renovierten" A der Bundesagentur für Arbeit (BA) stellen.

So viel müsse ja gar nicht geändert werden. Allenfalls die Schilder vor den Geschäftstellen, die Aufkleber an den Eingangstüren, Wegweiser in den Häusern, halt "alles, wo wir nach außen auftreten". Die Sprecherin der BA-Regionaldirektion Saarbrücken, dem früheren Landesarbeitsamt Rheinland-Pfalz/Saarland, bemüht sich, das Problem herunterzuspielen. Das Logo auf dem Briefpapier werde einfach im Computer geändert und erscheine dann automatisch beim Ausdrucken der Briefe. Visitenkarten würden geändert, wenn jemand ohnehin neue benötige. Die Umstellung auf das neue Logo werde bei den elf Arbeitsagenturen in Rheinland-Pfalz nach und nach bis Ende des Jahres vollzogen. Zu den elf Arbeitsagenturen gehören aber auch noch einige Geschäftsstellen – allein in der Region Trier sind es neun. Marketing-Experten reagieren ziemlich verwundert auf das neue Corporate Design, wie ein neues Erscheinungsbild neudeutsch heißt. Das neue Logo sehe aus wie ein Stopp-Schild, lästern die Fachleute. Bei einem für bekannte Markenzeichen üblichen Relaunch werde das Zeichen sanft auf den neuesten Stand der Zeit gebracht, wie zum Beispiel der Mercedes-Stern oder der Opel-Blitz, erklärt der Werbegestalter Johannes Kolz aus Tawern (Kreis Trier-Saarburg). Doch dieser "ich mach das mal schnell in meiner Kaffeepause"-Entwurf sei komplett daneben gegangen. "Es ist so schleichend, dass kaum etwas zu merken ist." Laut BA sind in die Entwicklung des Logos "nur" 30 000 Euro geflossen. Die restlichen 70 000 seien für ein neues Farbleitsystem für Broschüren ausgegeben worden. Jugendliche finden nun alle Infos unter Orange, Arbeitgeber müssen unter Blau suchen. Doch offenbar weiß man auch bei der BA, dass das neue Logo nicht gerade der "große Wurf" ist. In einer Pressemitteilung über "neue Impulse für Ausrichtung auf Kundenorientierung" wird kurz vor Schluss auf das "visuelle Erscheinungsbild" eingegangen ohne jedoch das neue Logo ausdrücklich zu erwähnen: "Die BA öffnet sich, wird zeitgemäßer, sie arbeitet kundenorientierter und wirkungsvoller", erklärt der Marketingchef der Arbeitsagentur wortreich. Normalerweise wird aus einem solchen Neuauftritt bei anderen Firmen ein großes Brimborium gemacht: Marketing-Kampagne, große Pressekonferenz. Doch bei der BA in Nürnberg gibt man sich bescheiden. Das neue Logo wird heute offiziell vorgestellt. Aber nicht etwa in Nürnberg oder Berlin, sondern fernab der politischen Bühne in Halle. Womöglich hat BA-Chef Frank-Jürgen Weise geahnt, dass es statt Lob nur Prügel gibt. Zumal seine Behörde immer noch an den Folgen des Internetauftritts zu knabbern hat, der 29 Millionen Euro gekostet hat und den viele für völlig misslungen und kundenunfreundlich halten. Außerdem läuft die Software zur Auszahlung des Arbeitslosengeldes II noch immer nicht fehlerfrei. Zusätzliche Kosten: 28 Millionen Euro.

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