Straßenstrich ist Risiko und Reizthema

Trier/Berlin · Mehr als 150-mal sind Straßenprostituierte in Trier seit Januar kontrolliert worden. Die Folge: Der Strich verlagert sich. Doch die Probleme bleiben die gleichen. Frauen wie Freier sind offenbar bereit, hohe Risiken einzugehen.

Auch in der Welt der Prostitution gibt es eine Hierarchie. An ihrem untersten Ende stehen jene Frauen, die ihre Körper am Straßenrand anbieten. Studien zufolge handelt es sich oft um Gelegenheitsprostituierte, um Frauen, die keine Möglichkeit haben, in einem Bordell zu arbeiten, oder um Drogenabhängige. Die Soziologin Christiane Howe (TU Berlin) hat den Straßenstrich rund um die Berliner Kurfürstenstraße untersucht und dort festgestellt, dass viele Kunden Sex ohne Kondom fordern. Offenbar schwinde das Wissen um Gesundheitsrisiken. Vor allem die Risikogruppen auf dem Strich bieten aus der Not heraus offenbar Sex ohne Kondom an, so dass sowohl der Freier als auch die Prostituierten ein besonders hohes Risiko eingehen.

In Trier siedelte sich 2011 im Norden der Stadt ein Straßenstrich an. Dort arbeiten der Stadtverwaltung zufolge derzeit fünf Frauen. Auch in Trier-Zewen standen zeitweise mehrere Sexarbeiterinnen. Dass der Straßenstrich sich inzwischen über die Grenzen der Stadt hinaus ausdehnt - insbesondere Richtung Luxemburg - begründet die Stadt zum einen mit den intensiven Kontrollen ihres Sperrbezirks: Seit Januar gab es von Polizei und Ordnungsamt insgesamt 156 Überprüfungen. Dabei wurden 25 Verstöße gegen die Sperrgebietsverordnung festgestellt. Zum anderen wächst der Strich laut Stadtverwaltung aber auch wegen der aus Bulgarien nachgerückten Prostituierten, die vom "finanziellen Kuchen der Straßenprostitution in und um Trier" etwas abhaben wollten.

Für die betroffene Region ist der Strich zum Reizthema geworden. Nicht zuletzt wegen des unappetitlichen Abfalls, der an Straßen und Parkplätzen zurückbleibt. Aber auch wegen des Anblicks, der viele Bürger stört oder der Tatsache, dass die Frauen zuweilen winkend auf die Straße laufen und so aus Sicht von Autofahrern ein veritables Verkehrsrisiko darstellen.

Die Ortsbürgermeister von Langsur und Igel wollen aus ihren Gemeinden nun Sperrbezirke machen. In Trier wird zurzeit erwaltungsintern an einer Neufassung der Sperrgebietsverordnung gearbeitet, die in den nächsten Monaten fertig werden soll. Die Grünen haben zudem gestern Abend im Stadtrat angefragt, ob die Verwaltung eine Beratungsstelle für Prostituierte erwäge.

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