Streit um Sponsorgelder und Vetternwirtschaft sorgt für Zoff

Lautzenhausen · Trotz angeblicher Günstlingswirtschaft auf dem Flughafen Hahn wird es wohl keine Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geben. Unterdessen dementiert die Umweltschutzorganisation BUND, regelmäßig Geld vom Hahn erhalten zu haben.

Lautzenhausen. Es kracht derzeit gewaltig am Flughafen Hahn. Vorwürfe der Vetternwirtschaft stehen im Raum. Es geht um eine Firma, die auf dem Hahn für die Passagier- und Gepäckabfertigung zuständig ist. Die Ehefrau eines leitenden Angestellten des Hahn soll zunächst an dem Unternehmen beteiligt gewesen sein (der TV berichtete). Zwar hat sie die Anteile wieder zurückgegeben, trotzdem ist die Frau weiter in der Firma tätig, laut Internetseite des Unternehmens als Qualitäts- und Projektmanagerin. Eine schriftliche Anfrage des TV an das Unternehmen mit der Bitte, zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen, blieb unbeantwortet.
CDU: Vorwürfe ausgeräumt


Der Vizechef der CDU-Fraktion im Landtag, Alexander Licht, ansonsten ein scharfer Kritiker der Vorgänge am Hahn, verhält sich in Sachen Vetternwirtschaft ungewöhnlich leise. Die Vorwürfe seien längst ausgeräumt; aus seiner Sicht gebe es an dem jetzigen Vertrag mit der Service-Firma nichts auszusetzen, sagte Licht unserer Zeitung. Nachdem die angebliche Vetternwirtschaft aufgeflogen war, hatte der damalige Chef des Hahn-Aufsichtsrats den Vertrag mit der Firma gekündigt. Die Vergabe der Abfertigung war daraufhin europaweit ausgeschrieben worden, den Zuschlag erhielt dann aber wieder das gleiche Unternehmen, das seinen Sitz am Flughafen hat.
Die Staatsanwaltschaft sieht derzeit keine Veranlassung, wegen möglicher Günstlingswirtschaft zu ermitteln. Sowohl von der für Wirtschaftsstrafsachen zuständigen Behörde in Koblenz, als auch von der für den Flughafen Hahn zuständigen in Bad Kreuznach heißt es, es gebe "wegen der Hinweise auf Unregelmäßigkeiten am Flughafen Hahn zurzeit kein Ermittlungsverfahren." Licht hat sich gestern auch noch einmal zu dem Sponsoring des Handballvereins HSG Irmenach-Kleinich-Horbruch durch die Flughafengesellschaft geäußert. Der Hahn gibt der Handball-Spielgemeinschaft seit 2004 jährlich 43 500 Euro (insgesamt bislang rund eine halbe Million Euro). Licht, Vorsitzender des HSG-Fördervereins, äußert sich dazu anders als noch vor einer Woche. Der damalige Mehrheitsgesellschafter des Hahn, die Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport, sei direkt an den Verein herangetreten. Zuvor hatte Licht gesagt, er habe den Kontakt zum damaligen Hahn-Geschäftsführer Schumacher hergestellt. Licht behauptete gestern, dass er den jetzigen Hahn-Chef Heinz Rethage bereits vor einiger Zeit auf Sponsoring-Aktivitäten aufmerksam gemacht habe, ohne dabei aber die HSG zu erwähnen. Auch mehrere Fußballklubs sollen von Zuwendungen des finanziell angeschlagenen Flughafens profitiert haben, unter anderem die TuS Koblenz.
Geld für Umweltschützer?


Laut Licht soll auch Geld vom Hahn an den Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) fließen. Eine Sprecherin des BUND-Landesverbands verneinte dies, bestätigte aber, dass die Flughafengesellschaft 2006 im Zuge einer Einigung über den Ausbau der Landebahn Geld für ein ökologisches Gutachten gezahlt habe. Auch eine Hahn-Sprecherin dementierte ein BUND-Sponsoring.

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