Streitbarer Denker, umstrittener Revolutionär

Er ist der "größte Trierer", wie eine nicht repräsentative Umfrage vor vier Jahren ergab. Am 14. März 1883 starb Karl Marx, der weltberühmte kommunistische Theoretiker, Journalist und promovierte Philosoph aus Trier in London, wo er jahrzehntelang im Exil gelebt hatte - lange Zeit in größter Armut. Ohne seinen Freund Friedrich Engels hätte er wohl nicht überleben können.

 Starb vor 125 Jahren: der gebürtige Trierer Karl Marx, Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus. TV-Foto: Archiv

Starb vor 125 Jahren: der gebürtige Trierer Karl Marx, Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus. TV-Foto: Archiv

Trier. Ein facettenreiches Leben: Obwohl Kommunist, genoss es Karl Marx, wenn er sich - selten genug - einen bürgerlichen Lebensstil leisten konnte. Er analysierte den Kapitalismus - und war zeitlebens abhängig von Geldspendern. Kapitalistische Versuchungen

 Deckblatt der Erstausgabe vom Kapital. TV-Foto: Gabriela Böhm

Deckblatt der Erstausgabe vom Kapital. TV-Foto: Gabriela Böhm

Ohne die ständigen finanziellen Zuwendungen von seinem Freund Friedrich Engels hätte Marx mit seiner Familie wohl nicht überleben und seinen wissenschaftlichen Studien nachgehen können. Wobei kurzzeitiger Geldsegen zu recht kapitalistischen Versuchungen führte: Marx spekulierte auch mal an der Börse. Marx stammte aus einer jüdischen Familie, wurde protestantisch getauft und war später Atheist. Eine Fabrik sah der Vater des Kommunismus zeitlebens nicht von innen, er hatte auch keinen direkten Kontakt zum Proletariat. Seine Kenntnisse bezog der Theoretiker aus Büchern und durch den wohlhabenen Fabrikantensohn Friedrich Engels, der eine Liebesbeziehung zu einem irischen Arbeitermädchen pflegte. Der Trierer Revolutionär, der nie auf eine Barrikade ging, aber seine Forderungen in Zeitungen, Büchern, Schriften und Briefen formulierte, wollte die Menschen nicht mit Waffen, sondern durch Worte überzeugen.Als Karl Marx vor 125 Jahren als 68-Jähriger infolge langer Lungenkrankheiten in London starb, widmeten britische Zeitungen seinem Tod kaum Notizen. Immerhin mehr als die Hälfte seines Lebens hatte Marx dort im Exil verbracht und einen Großteil seiner Werke geschrieben. Bei seiner Beerdigung waren allerdings nur elf Trauergäste dabei. Marx starb als Staatenloser und hinterließ kein Testament. Sein Vermögen bestand aus den Möbeln seiner letzten Wohnung und Büchern sowie einer riesigen Sammlung von Briefen und Notizbüchern. Der Verwalter seines wissenschaftlichen Nachlasses wurde sein Freund Engels.Mehr als 50 Titel hat Marx insgesamt verfasst - nur wenige wurden zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ideen des Revolutionärs und Theoretikers der Arbeiterklasse gingen später aber um die Welt. Beispielsweise wurde das 23 Seiten umfassende "Manifest der Kommunistischen Partei" in nahezu alle Schriftsprachen übersetzt. Marx gilt als weltweit einflussreichster Theoretiker des Kommunismus, der den Kapitalismus wissenschaftlich analysierte und kritisierte. Geprägt wurde der junge Karl Marx durch die liberalen Ansichten seines Vaters und seines späteren Schwiegervaters. Verheiratet war er mit der vier Jahre älteren adligen Jenny von Westphalen. Oft musste die Familie Marx in bitterer Armut leben - vier der sieben gemeinsamen Kinder starben schon im Kindheitsalter. Erst 1962 wurde bekannt, dass Marx einen unehelichen Sohn aus der Beziehung zu der Haushälterin Helene Demuth hatte. "Sein Name wird durch die Jahrhunderte fortleben und so auch sein Werk!" Der Satz aus dem Mund Friedrich Engels bei Marx' Beerdigung bleibt aktuell. Der Text ist ein Auszug aus der in Kürze erscheinenden Kurz-Biografie "Gabriela Böhm: Karl Marx - Revolutionär aus Trier" mit freundlicher Genehmigung des Verlags Michael Weyand, Trier.extra Film-Soiree: Zum 125. Todestag von Karl Marx am 14. März veranstaltet die Stadt Trier am Vorabend, 13. März, um 19.30 Uhr im Atrium des Angela-Merici-Gymnasiums, Neustraße, eine Film-Soiree mit Podiumsdiskussion. Nach der Erstaufführung des neuen Dokumentar-Films "Karl Marx - Ein Philosoph macht Geschichte" soll in einer Gesprächsrunde "Kapital für Trier?" die heutige Bedeutung des Philosophen für seine Geburtsstadt erörtert werden. Teilnehmer sind neben den Filmemachern Oberbürgermeister Klaus Jensen und die Leiterin des Karl Marx-Hauses, Professor Beatrix Bouvier. Eintritt frei. (gsb) Podiumsdiskussion: Am Freitag, 14. März, ist um 20 Uhr Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion im Varieté Chat Noir Casino am Kornmarkt in Trier. Die Moderation hat Rochus Groß (SWR). Podiumsteilnehmer sind Professor Johano Strasser, Präsident des deutschen Pen-Clubs, sowie Sahra Wagenknecht, Vertreterin der Kommunistischen Plattform der Linkspartei. Die Teilnehmer wollen der Frage nachgehen, was von dem umstrittenen Denker Marx heute bleibt, welche Denkanstöße er - befreit von Verkrustungen - geben könnte und in welcher Weise er und sein Werk eine neue Herausforderung darstellen. Eintritt frei. (gsb)Extra Infos: Vom 14. bis 16. März veranstaltet das Karl-Marx-Haus eine interdisziplinäre Tagung in Kooperation mit Vertretern der Universität Trier aus der Slawistik, der Volkswirtschaftslehre und aus dem Cusanus Institut zum Thema: "Was bleibt? - Karl Marx heute". Informationen über Karl Marx finden Besucher im "Museum Karl-Marx-Haus" in der Trierer Brückenstraße 10 (am 14. März kostenloser Eintritt). (gsb)

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