Struck schlecht beraten

BERLIN. (vet) Die Affäre um den 1,3 Millionen Euro teuren Beratervertrag für die Nürnberger Bundesanstalt ist noch nicht ausgestanden, da sorgt ein weiterer Kontrakt für Wirbel. Das Bundesverteidigungsministerium bestätigte gestern Berichte, wonach man sich den bekannten Münchener Unternehmensberater Roland Berger leistet.

Für einen dreimonatigen Beratervertrag, der nicht ausgeschrieben wurde, hat das Ministerium eine Millionen Euro gezahlt. Dabei klemmt es bei der Truppe finanziell an vielen Ecken und Enden. Der Verteidigungsetat ist bis einschließlich 2006 auf 24,4 Milliarden Euro pro Jahr eingefroren. Ein Ministeriumssprecher bezeichnete die Vertragskosten als "handelsüblich”. Der Haushaltsexperte der Unionsfraktion, Dietrich Austermann, mutmaßte dagegen, hier werde "mit Vorsatz Geld verbrannt”. Er sprach er von einer "zweifelhaften” Vertragsgrundlage. Nach Angaben des Ministeriums hatte Berger die Aufgabe, den Aufbau eines Kompetenzzentrums für die Bundeswehr zu betreuen. Dabei sollte an konkreten Projekten geprüft werden, ob bestimmte Aufgaben der Bundeswehr privatisiert oder durch "interne Optimierung" bewältigt werden können. Der Vertrag mit Berger lief Ende November aus. Das stolze Berater-Honorar von einer Million Euro ist freilich nur die Spitze des Eisbergs. Für Beratung und externe Dienstleistungen zur Verschlankung der Truppe sind im kommenden Jahr 165,6 Millionen Euro veranschlagt. Wie aus Ministeriumskreisen weiter zu erfahren war, erhielt die Firma Berger seit dem 6. August 2001 eine Vergütung von 10,7 Millionen Euro. Damals wurde ein Vertrag zur Beratung eines "Integrierten Reform-Managements” abgeschlossen. Mitkonkurrenten waren solche bekannten Beratungsfirmen wie Mc Kinsey und Ernst & Young. Diese Rechnung ist aber noch nicht vollständig, denn Berger hatte schon zuvor die "Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb” (GEBB) beraten. Die seinerzeit von Verteidigungsminister Rudolf Scharping initiierte Einrichtung sollte vor allem durch Privatisierungen etwa von Bundeswehrliegenschaften den maroden Verteidigungsetat aufbessern. Das Ergebnis blieb aber bis heute weit hinter Scharpings damaligen Erwartungen zurück. Auch das "Integrierte Refom-Management-Managment” erwies sich laut Verteidigungsministerium als Fehlschlag. Die Schuld sei aber nicht in den Beratern zu suchen, wurde mit Blick auf Bergers Folgevertrag für das Kompetenzzentrum versichert. Vielmehr sei Bergers "Know-How”, das er sich in seiner rund fünfjährigen Arbeit für das Ministerium erworben habe, "unverzichtbar”.

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