Studie: Rentnern droht höherer Kaufkraftverlust

Ohne eine verstärkte Eigenvorsorge müssen sich künftige Rentnergenerationen auf zusätzliche Kaufkraftverluste einstellen. Speziell von ihnen genutzte Leistungen dürften überdurchschnittlich teurer werden. Das geht aus einer Studie des von der privaten Kreditwirtschaft finanzierten Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hervor, die gestern präsentiert wurde.

Berlin. Rentenexperten mahnen schon länger, dass die staatlich geförderte Riester-Rente als Ergänzung zu den gesetzlichen Altersbezügen nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard zu sichern. Nach den Regeln der Riester-Rente muss ein Beschäftigter vier Prozent seines Bruttolohns sparen, um die staatlichen Vergünstigungen voll auszuschöpfen.

Schon in dieser Rechnung sind das sinkende gesetzliche Rentenniveau, die steigende nachgelagerte Rentenbesteuerung sowie die Abschläge durch eine sinkende Zahl an Beitragsjahren aber nur unzureichend berücksichtigt.

Für die aktuelle DIA-Untersuchung wurde nun auch noch der "rentnerspezifische Kaufkraftverlust" in die Berechnungen einbezogen. Dabei handelt es sich besonders um Zusatzbelastungen bei Pflege und Gesundheit, deren Kosten schon wegen der demografischen Entwicklung stärker steigen werden als die Kosten für den durchschnittlichen Lebensunterhalt.

Laut DIA-Studie erhöht sich so für ein Rentnerehepaar der mittleren Einkommensklasse das monatliche Minus im Jahr 2030 um 179 Euro auf 508 Euro. Das bedeutet: Zu einem Nettoeinkommen von 1700 Euro, über das dieses Rentnerehepaar heute verfügt, muss in 20 Jahren eine privat angesparte Zusatzrente von 508 Euro hinzukommen, um den Lebensstandard zu halten. Dazu müssten regelmäßig 8,4 Prozent des Bruttolohns abgezweigt werden.

Ohne die zusätzliche Berücksichtung des rentenspezifischen Kaufkraftverlustes wären es "nur" 329 Euro beziehungsweise 5,5 Prozent vom Brutto.

Die konkreten Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, weil sie auf einer jährlichen Inflationsrate von 2,5 Prozent basieren. In den vergangenen Jahren lag die Preisentwicklung deutlich niedriger.

Außerdem vermag heute niemand genau vorherzusagen, um wie viel höher die Lebenshaltungskosten für Rentner im Jahr 2030 über dem dann existierenden allgemeinen Preisniveau liegen werden.

Die Untersuchungen basieren auf Modellrechnungen. In der Tendenz sind die Aussagen allerdings kaum zu entkräften.

Die Deutsche Rentenversicherung sprach gestern trotzdem von einem "weitgehend spekulativen Charakter" der Untersuchung. In den jährlich versandten Informationen zu den gesetzlichen Altersbezügen werde seit langem darauf hingewiesen, dass sich die Entwicklung der Kaufkraft auf die künftigen Renten auswirken könne. Bei den Anbietern privater Rentenverträge fehlten solche Informationen, kritisierte die Rentenversicherung.Hintergrund Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) ist eine 1997 von der Deutschen Bank AG in Deutschland gegründete Gesellschaft, die nach eigener Aussage den Auftrag hat, die "Öffentlichkeit über die Chancen und Risiken der Altersvorsorge zu informieren und die private Initiative zu fördern". Dieses Ziel verfolgt das Institut besonders mit der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Studien zur privaten Altersvorsorge und zur gesetzlichen Rentenversicherung. Gesellschafter des DIA sind Unternehmen der Deutschen Bank und der Zurich Gruppe Deutschland, die auch den Beirat der GmbH kontrollieren.

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