Sturmserie in Europa: Tote, Sachschäden und Überschwemmungen - Orkantief legt etliche Bahnstrecken lahm

Berlin/London · Auf „Elon“ folgt „Felix“. Eine Sturmserie in Mitteleuropa hat erhebliche Sachschäden angerichtet und wahrscheinlich auch Menschenleben gefordert. Der heftige Sturm hat am Samstagnachmittag auch etliche Bahnstrecken lahmgelegt. In der Region Trier blieb es bis Samstag Abend bei vereinzelten umgestürzten Bäumen.

Am Nachmittag erreichte der Sturm auch in der Region, vor allem in den Höhenlagen von Eifel und Hunsrück, seinen Höhepunkt mit hohen Windgeschwindigkeiten. Dennoch blieb es bis zum Abend einsatzmäßig ruhig. In der Eifel und in Hochwald und Hunsrück meldeten die Polizeiinspektionen kaum Probleme. Vereinzelt hatte der Sturm seit dem späten Abend Bäume auf Nebenstrecken umgeknickt, verletzt wurde aber niemand, es entstanden auch keine Schäden. Die Straßenmeistereien räumten die Bäume von der Straße. Auch die Feuerwehrleitzentrale in Trier verzeichnete bis zum Nachmittag keine nennenswerten Einsätze der Wehren in der Region. Die Landesregierung hatte am Freitag bereits vor Aufenthalten im Wald gewarnt. Bis zum Samstagabend waren die Bahnstrecken in der Region Trier nach Angaben der Deutschen Bahn nicht von Sperrungen betroffen.

Durch die Regenfälle und die Schneeschmelze sind die Wasserstände an der Mosel angestiegen. Das Hochwassermeldezentrum Mosel rechnet mit einem weiteren moderaten Anstieg. Am Pegel Trier könnte am Sonntag ein Wasserstand von sechs Metern erreicht werden.

Den Menschen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland stehen weiterhin stürmische Zeiten ins Haus. Zwar beruhigt sich das Wetter am Sonntag etwas, doch es bleibt auch die nächsten Tage sehr windig. Die Temperaturen verlassen vorübergehend das Frühlingsniveau. Schnee sei derzeit aber nur in höheren Lagen in Sicht, berichtete der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Samstag.

Nach den zweistelligen Werten vom Samstag wird es am Sonntag mit drei bis acht Grad deutlich kühler. Das trübe Wetter setzt sich auch in der kommenden Woche fort, dabei wird es wieder milder und regnerisch. Für Dienstag werden Temperaturen zwischen acht und zwölf Grad erwartet.

Wegen Sturmböen waren am Freitag auf den Autobahnen 61 und 63 bei Alzey zwei Lastwagen umgekippt. Daraufhin wurden die beiden Talbrücken bei Alzey-Dautenheim (A61) und Alzey-Weinheim (A63) für Lastwagen gesperrt. Die Sperrung sollte mindestens bis zum Samstagabend andauern, sagte eine Sprecherin der Autobahnpolizei Gau-Bickelheim.

Orkantief legt etliche Bahnstrecken lahm

Der heftige Sturm hat am Samstagnachmittag etliche Bahnstrecken lahmgelegt. Besonders betroffen seien der Norden und Westen Deutschlands, teilte die Bahn mit. „Hamburg ist derzeit vom Fernverkehr weitgehend abgeschnitten“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

Seit etwa 15.00 Uhr seien die Strecken von Hamburg nach Hannover und Bremen für den Fernverkehr gesperrt. Etwas später ging auch auf den Verbindungen zwischen Hamburg und Dortmund sowie von und nach Berlin nichts mehr. In den Norden - nach Dänemark - kamen die Fahrgäste von Hamburg aus ebenfalls nicht mehr.

Heftige Sturmböen hätten Bäume umstürzen lassen, die dann auf die Gleise gefallen seien. Auch im Ruhrgebiet waren mehrere wichtige Verbindungen unterbrochen - beispielsweise war die Strecke Dortmund und Osnabrück betroffen.

Im Nahverkehr mussten zahlreiche Strecken wegen der Folgen des Orkantiefs „Felix“ in ganz Deutschland gesperrt werden. An anderen Stellen fuhren die Züge aus Sicherheitsgründen nur langsam. Zahlreiche Mitarbeiter, Feuerwehrleute und Helfer des Technischen Hilfswerks seien unterwegs, um Gleise und Oberleitungen zu reparieren, hieß es bei der Bahn.

Der Sylt-Shuttle war bereits am Samstagmorgen eingestellt worden - er werde auch frühestens am Sonntag wieder fahren, sagte die Sprecherin.

In Großbritannien sind zwei Männer in stürmischer See verschwunden. Für Samstag prognostizierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) wieder Sturmfluten. Bayern meldete erste Überschwemmungen.

Die ersten Vorboten des Sturmtiefs „Felix“ erreichten am Samstagmittag die Nordseeküste in Schleswig-Holstein. Es habe die ersten schweren Sturmböen der Windstärken 10 und 11 gegeben, berichtete eine Sprecherin des DWD in Hamburg. „Und das wird noch ein bisschen mehr.“

TOTE: Ein Bad im aufgewühlten Meer im englischen Seebad Brighton kostete die beiden Männer wohl das Leben. Wie die britische Küstenwache am Samstag mitteilte, bestehe keine Hoffnung, dass sie lebend gefunden werden könnten. Eine Gruppe von vier Männern war nach Medienberichten am späten Freitagabend am berühmten Brighton Pier ins Wasser gegangen. Zwei schafften es an den Strand zurück und schlugen Alarm. Die Küstenwache stellte die Suche am frühen Samstagmorgen ein.

GEFÄHRLICHES AUTOFAHREN: Heftige Böen behinderten auch den Autoverkehr. So kippte auf der Autobahn 38 bei Querfurt in Sachsen-Anhalt ein Lastwagen um. Andernorts fielen Bäume auf Fahrzeuge. Angaben über Verletzte lagen zunächst nicht vor.

BAHN: Bahnfahrer können dagegen erst einmal aufatmen. Der einzige Zug der wegen des stürmischen Wetters nicht fahre, sei der Sylt-Shuttle, sagte ein Bahn-Sprecher am Samstag. Dessen Betrieb war am Vormittag wegen heftiger Böen eingestellt worden. Besonders in Schleswig-Holstein und Bayern waren zahlreiche Züge vorsichtshalber langsamer unterwegs. In Sachsen war am Freitagabend ein Baum auf einen Regionalexpress gestürzt. Die 60 Fahrgäste blieben unverletzt.

HOCHWASSER: In Nord- und Ostbayern kam es zu ersten Überschwemmungen. Nach einer warmen Nacht und Tauwetter mit starken Niederschlägen überflutete der Schwarze Regen in Zwiesel Grundstücke und Keller. Auch am Oberlauf des Mains in Oberfranken gab es Überschwemmungen.

ZU WENIG SCHNEE: Sturm und milde Temperaturen machen Wintersportlern einen Strich durch die Rechnung: Zahlreiche Liftanlagen bleiben geschlossen, nur einige sind Pisten geöffnet und einige Loipen befahrbar. „Unterhalb von 900 Metern ist Wintersport kaum noch möglich“, sagte ein DWD-Meteorologe. Wegen zu starken Windes wurde die Abfahrt der Skirennfahrerinnen im österreichischen Bad Kleinkirchheim am Samstag kurzfristig abgesagt. Der Zielraum wurde evakuiert, um keine Menschenleben zu gefährden.

ZU VIEL SCHNEE: Ein Sturm brachte am Samstag neue Schneefälle in Jerusalem. Auch andere bergige Gebiete im Norden Israels, den Golanhöhen sowie dem Westjordanland waren mit Schnee bedeckt. Im südlichen Gazastreifen erfroren nach Medienberichten wegen ungewöhnlicher Kälte zwei Babys. Seit dem Gaza-Krieg mit seinen verheerenden Zerstörungen leben in der Palästinenserenklave am Mittelmeer noch viele Menschen in notdürftig reparierten Gebäuden.

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