Suche nach Tanja Gräff: Die Eltern geben nicht auf

Trier · 5,6 Millionen Menschen haben die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY… ungelöst" mit einem Beitrag über die Suche nach der Trierer Studentin Tanja Gräff verfolgt. Öffentliche Betroffenheit und Anteilnahme sind auch nach fast vier Jahren groß, die Hoffnung bei den Angehörigen lebt weiter.

 Gehen bewusst den Weg über die Öffentlichkeit: Waltraud und Karl-Heinz Gräff vor einem Bild ihrer vermissten Tochter. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Gehen bewusst den Weg über die Öffentlichkeit: Waltraud und Karl-Heinz Gräff vor einem Bild ihrer vermissten Tochter. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Kaum ein regionaler Kriminalfall hat sich so stark im Gedächtnis der Menschen verankert wie der Fall Tanja Gräff. Nach der Sonderausgabe "Wo ist mein Kind?" der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" am Mittwochabend sucht eine dreiköpfige Ermittlungsgruppe der Kripo Trier weiter nach einem Ansatz.

Die Zeugen: Der XY-Film stellt mit Schauspielern den Ablauf der Nacht zum 7. Juni 2007 nach. Ergänzend werden Augenzeugen eingeblendet, die bestimmte Szenen schildern.

19.30 Uhr: Waltraud Gräff fährt ihre Tochter zum Sommerfest der Fachhochschule (FH) Trier, wo sich Tanja mit Freunden trifft.

3.30 Uhr: "Ich nehme den nächsten Shuttlebus nach Hause", sagt Tanjas Bekannter Heiko zu ihr. Daraufhin blafft ihn ein dunkelhaariger junger Mann an: "Hey, lass' die Tanja in Ruhe."

4 Uhr: Tanjas Bekannter Tim lädt sie auf dem FH-Parkplatz zu einem Bier ein. Sie lehnt ab: "Tut mir leid. Ich muss noch zum Mickey-Mouse-Koch-Platz. Da hab' ich eine Verabredung." Sie meint mit der scherzhaften Abwandlung den Nikolaus-Koch-Platz in der Trierer Innenstadt, wo sie sich mit Freunden treffen will.

4.13 Uhr: Tanja telefoniert mit ihrem Handy zum letzten Mal mit Freunden, und zwar vom FH-Gelände aus.

5.25 Uhr: Ein Helfer des Sommerfests beobachtet, wie sich ein Mädchen, das Tanja zumindest ähnlich sieht, mit einem unbekannten Mann streitet. Zwei männliche Gäste versuchen, den Streit zu schlichten. Wenig später fährt der Mann mit einem dunkelblauen Peugeot 307 mit gelbem Kennzeichen weg.

Die Ermittler: Nach der Vermisstenmeldung am nächsten Tag sucht die Polizei mehrfach mit Spürhunden, Hubschraubern mit Wärmebildkameras und Tauchern. Die Sonderkommission wertet mehr als 5000 Bilder vom Sommerfest aus und geht mehr als 3000 Hinweisen nach. Auch die Telefonverbindungsdaten ihres verschwundenen Handys ergeben keinen Verdacht.

Von Tanja und dem unbekannten Mann, der ihren Bekannten angesprochen hat, fehlt jede Spur. "Es wäre wichtig, mit diesem Mann zu reden, um zu klären, wie die Situation damals war", sagt Christian Soulier, Leiter des Kommissariats Kapitaldelikte der Kriminaldirektion Trier.
30 000 Euro Belohnung

 Foto: Polizei

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 An der Suche nach der überall beliebten Tanja (Bild) beteiligen sich viele Freunde. Foto: Archiv/privat

An der Suche nach der überall beliebten Tanja (Bild) beteiligen sich viele Freunde. Foto: Archiv/privat



"13 000 Menschen beim Sommerfest bieten auch eine gewisse Anonymität, in der vieles untergehen kann", schildert Staatsanwalt Eric Samel die schwierige Ausgangslage der Fahnder. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, gilt immer noch die von der Staatsanwaltschaft und dem Trierischen Volksfreund ausgesetzte Belohnung von insgesamt 30 000 Euro.

Die Eltern: Waltraud und Karl-Hans Gräff suchen im Lauf der Jahre immer wieder bewusst die Öffentlichkeit, damit sich mögliche Zeugen doch noch melden. "Ich vermisse von unserer Tochter alles. Ihr Wesen, ihr Lachen, ihren Frohsinn", beschreibt Waltraud Gräff ihre Gefühle. "Da war Leben in der Bude", erinnert sich Vater Karl-Hans, der täglich für Tanja betet. "Unsere Tochter war unsere Zukunft. Und diese Zukunft ist weggebrochen."

Rechtsanwalt Detlef Böhm begleitet das Ehepaar ins Fernsehstudio, bestätigt die gute Zusammenarbeit mit der Polizei.

"Auch nach fast vier Jahren ist Tanja jeden Tag in unseren Gedanken. Die Erinnerungen tun mir manchmal sehr weh", sagt Waltraud Gräff im Gespräch mit ZDF-Moderator Rudi Cerne. Ihr sehnlichster Wunsch: "Die quälende Ungewissheit soll endlich aufhören."

Die Reaktionen der Zuschauer auch am Tag nach der Sendung beschränken sich unter anderem auf Nachfragen, ob die Polizei alles getan habe. Polizeisprecher Reinhard Rothgerber: "Nach der ersten Einschätzung hat sich aus den Hinweisen noch nichts Greifbares ergeben."

Anmerkung vom Oktober 2013: Der Vater von Tanja Gräff ist inzwischen verstorben.

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