Tanz auf dem Vulkan

Nein, die vergangenen Tage waren nicht die Tage von CDU-Chef Christian Baldauf. Eine unerwartet kalte Dusche gab es bei der Bestätigungswahl der Fraktionsführung. Nahm es der 41-jährige Frankenthaler zunächst noch vergleichsweise sportlich, sorgten in den Tagen danach in Umlauf gebrachte Verschwörungstheorien für mächtigen Wirbel.

Und eine dreieinhalbstündige "offene Aussprache" setzte ihm anschließend offenbar derart zu, dass er vor der Fernsehkamera "völlig von der Rolle" wirkte, als er den dürren Geschlossenheits-Appell verlas und sich Fragen verweigerte.

Die CDU hat ihrem mit viel Vorschusslorbeeren gestartetem, möglicherweise bereits ehemaligen Hoffnungsträger schon mal einen Vorgeschmack gegeben auf das, was bereits seinen Vorgängern jahrelang widerfuhr: knallharte Verweigerung. Kopfschütteln erntet sie dafür bei der liberalen Mit-Opposition. Dort vermutet man unter den Christdemokraten zu viele, die politisch zum Selbstmord entschlossen sind. Dabei könne man doch ziemlich gelassen abwarten, wie sich die SPD zunehmend selbst entzaubere, heißt es voller Unverständnis in den FDP-Reihen. Doch mit dieser CDU sei anscheinend "kein Krieg zu gewinnen".

Entlastungsangriffe starteten die Baldauf-Mannen gleichwohl. So versuchten sie, den Mann an Kurt Becks Seite in Bedrängnis zu bringen. Martin Stadelmaier, Chef der Staatskanzlei, scheine eine Art Supermann zu sein, mutmaßte die Union. Der weiche SPD-Chef Beck nicht von der Seite, bereite Klausuren der Bundespartei vor, arbeite an Wahlprogrammen mit und schreibe Manuskripte. Da stelle sich schon die Frage, ob der Beck-Vertraute noch sein Regierungsamt als ein von Steuergeldern bezahlter politischer Beamter von der Parteiarbeit tatsächlich trenne, fragte die Oppositionsfraktion im Parlament.

Innenminister Karl Peter Bruch hielt als Dienstrechts-Minister knapp dagegen: Stadelmaiers Partei-Einsatz sei ehrenamtlich. Dass er diesem Engagement in der Dienstzeit nachgeht, schloss Bruch einfach aus. Zu einer ursprünglich geplanten Debatte zu diesem heiklen Punkt ließ es die CDU dann doch nicht kommen. Irgendwie fühlte man sich angesichts der Querelen in den eigenen Reihen wohl nicht gut genug sortiert.

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