Tatort Rettungswache

SAARBURG/TRIER. Fassungslosigkeit bei den Mitarbeitern der Rettungswache Saarburg: Von ihrer Einrichtung aus soll ihr Chef per Funkgerät den Luftverkehr derart manipuliert haben, dass der Hubschrauber der „Luxembourg Air Rescue“ nach Alarmierungen keine Verbindungen mehr zu den Rettungskräften „am Boden“ bekam. Inwieweit durch die Störungen Rettungsflüge, und damit Menschenleben, gefährdet waren, prüft die Staatsanwaltschaft Trier.

Der Stoff für einen Krimi könnte kaum gruseliger sein. Was in Saarburg in Windeseile die Runde machen wird, ist allerdings keineswegs der Fantasie eines Krimi-Autors entsprungen. Und doch klingt der Vorfall auch beim zweiten Hinhören unglaublich.

Nach TV-Recherchen soll der Leiter der Rettungswache Saarburg über einen Zeitraum von mehreren Monaten von einem analogen Funkgerät aus die Kommunikation in der Luft und am Boden lahm gelegt haben.
"Objekt" der Angriffe war stets der Helikopter der luxemburgischen Luftrettung, der "Luxembourg Air Rescue" (LAR). Sobald dieser vom Standort Luxemburg aus zu einem Rettungseinsatz abgehoben habe, sei plötzlich die Funkverbindung mit den Piloten abgebrochen, erläuterte German Robling, Leiter des DRK-Kreisverbandes Trier-Saarburg, gestern dem TV auf Nachfrage.

"Das ist insofern äußerst brisant, als die Rettungsbesatzung häufig erst in der Luft nähere Informationen zum Notfall und zum genauen Einsatzort bekommt." Nach dem Start der Störungen im September 2005 sei zwischen Oktober und März 2006 "Ruhe gewesen". "Umso heftiger ging es danach wieder los", sagte Robling.

Die Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Trier haben gerade erst begonnen. Beim DRK gehe man stark davon aus, dem richtigen Täter auf die Spur gekommen zu sein. "Die Beweislage ist zu erdrückend", heißt es.

"In Unfrieden getrennt"

Über ein mögliches Motiv wird derzeit nur spekuliert. Als "fachlich kompetent" beschreibt German Robling den Verdächtigten. Innerhalb der DRK-Mannschaft habe er stark polarisiert, heißt es aus DRK-Kreisen.
Vor rund 20 Jahren habe er beim DRK in Saarburg als Sanitäter begonnen, seit mehr als zehn Jahren die Rettungswache geleitet - und zwischenzeitlich bei der LAR gearbeitet. "Wir hatten ihm die Nebentätigkeit als Rettungsflieger in Luxemburg genehmigt", bestätigt German Robling.

Bis 1998 habe er dort gearbeitet - bis zu einem "Vorfall, bei dem man mir etwas in die Schuhe schieben wollte, wo aber nichts dran war", wie der vorgestern vom Dienst Freigestellte während eines Telefonats mit dem TV schilderte. Fakt ist: Der 46-Jährige "schied in Unfrieden" von der LAR.

Marc Rob, Mitglied des LAR-Verwaltungsrates, äußerte sich gestern in Vertretung des LAR-Präsidenten René Closter nur zögerlich gegenüber unserer Zeitung: "Ich tue mich schwer mit einer Stellungnahme und möchte den laufenden Ermittlungen nicht vorgreifen."

Die hat die Staatsanwaltschaft Trier nach Auskunft des Leitenden Oberstaatsanwaltes Horst Roos aufgenommen, nachdem dort am 14. Juni ein Schreiben des rheinland-pfälzischen Innenministeriums eingegangen war - wegen der koordinierten Luftrettung im Dreiländereck sind auch das Saarland und Rheinland-Pfalz betroffen.

Roos: "Wir ermitteln wegen Gefährdung des Luftverkehrs und prüfen, ob durch die Funkstörungen einer oder mehrere Rettungsflüge gefährdet waren."

Ein mögliches Motiv? Darüber wird in Saaarburg derzeit nur spekuliert. Der Verdächtigte meinte gestern auf TV-Nachfrage: "Ich streite das ab - und bin mit den Nerven am Ende."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort