Medizin Tausende todkranke Patienten warten jeden Tag auf ein Organ

Trier/Wittlich/Mainz · Für Rheinland-Pfalz deuten sich für das vergangene Jahr weniger Transplantationen an. Die Politik will die Beratung in Kliniken verbessern. Manche Experten fordern einen Kulturwandel.

Tausende todkranke Patienten warten jeden Tag auf eine Organspende
Foto: dpa/Jens Kalaene

Jeder Mensch kann täglich schwer an Herz, Niere, Lunge oder Leber erkranken. Betroffenen hilft in den schlimmsten Fällen nur eine Transplantation. Das Problem: 10 000 Patienten warten alleine in Deutschland auf ein fremdes Organ, das ihr Leben retten soll. Und auch im vergangenen Jahr sind die Zahlen der Organspenden nicht rasant gestiegen. Von Januar bis Ende November gab es zwar bundesweit 865 Organspender und damit 134 mehr als im Vorjahreszeitraum. In Rheinland-Pfalz gingen die Zahlen aber von 35 auf 30 zurück, teilt die Deutsche Stiftung für Organtransplantationen mit. Endgültige Zahlen für 2018 will sie am Freitag veröffentlichen.

Politiker in Land und Bund wollen in diesem Jahr deutlich mehr Spender gewinnen. In einem ersten Schritt packt an den Kliniken an, wo sie mit Gesetzen die Rolle von Transplantationsbeauftragten stärken will, die in ihren Häusern die Entnahme von Organen nach dem Hirntod organisieren und Ansprechpartner für Angehörige sind.

Sie sollen künftig eine Fachausbildung haben und für ihre Arbeit mit 0,1 Stellen pro zehn Intensivbetten freigestellt werden. In Bayern führte eine solche Regel dazu, dass Organspenden innerhalb eines Jahres um 18 Prozent anstiegen.

Viele regionale Kliniken, bei denen das Trierer Brüderkrankenhaus in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt auf 6,4 Organspenden kommt, hoffen nun auch auf mehr Hilfe für sterbenskranke Menschen. 17 Beauftragte gibt es in der Region, 108 in ganz Rheinland-Pfalz. Günther Matheis, Chef der Landesärztekammer, sagt: „Die Transplantationsbeauftragten haben künftig endlich mehr Zeit für Dokumentation und Aufklärung, was sie in vielen Kliniken zuvor auf ihre Arbeitszeit draufsatteln mussten.“

Der Trierer fordert einen grundlegenden Kulturwandel bei Organspenden.  Er pocht auf die von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagene Widerspruchslösung, nach der künftig jeder Spender sein soll, der nicht ausdrücklich widerspricht. Andere Bundesparlamentarier schlagen dagegen vor, die Spendenbereitschaft der Deutschen abzufragen, wenn sie alle zehn Jahre ihren Personalausweis abholen. Bislang ist die Organentnahme nur nach ausdrücklicher Zustimmung erlaubt.

Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) wirbt dafür, Menschen darüber hinaus weiter bei Organspenden aufzuklären.

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