Teelichter und Leuchttürme

In Zeiten knapper Mittel wird die Kultur schnell zum überflüssigen Kostgänger degradiert, dem man nach Belieben den Gürtel enger schnallt. Sie böten ja doch nur ein Minderheitenvergnügen, sagt man den Kultur-Machern - Luxus, den man sich nicht mehr leisten kann. Da tut es gut, wenn es mal nicht die kunstbeflissenen Gutmenschen sind, die auf den Wert kultureller Angebote hinweisen, sondern die schnöden Ökonomen. Die Botschaft von Kammern, Unternehmen, Touristikern lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig: Kultur ist nicht nur ein Wohlfühl-Element, sondern auch ein elementarer Wirtschaftsfaktor. Und zwar einer von jener raren Sorte, mit der die Region Trier wuchern kann. Wenn sie es doch nur täte. Stattdessen gießt jeder sein eigenes Beet. Die Handlungsfähigkeit aller Bündelungs-Instanzen steht und fällt mit der Bereitschaft, örtliche Partikular-Interessen einer gemeinsamen Linie unterzuordnen. Dabei geht es nicht um Kultur-Zentralismus. Entscheidend sind gemeinsame Schwerpunkte, vernünftige Koordination, kundenfreundlicher Service und effiziente Vermarktung. Modelle und Konzepte werden sich finden lassen. Entscheidend aber ist, ob alle begreifen, dass sie profitieren, wenn die Kulturregion Trier nicht mehr als Flickenteppich erscheint, sondern als imposantes Relief. Und zwar auch dann, wenn der eigene Flicken nicht mehr ganz so grellbunt strahlt. Die Aufgabenteilung liegt dabei auf der Hand: Die Kultur-Agentur fokussiert die Angebote, kümmert sich um die Vielfalt, hilft bei der Qualitätssicherung vor Ort. Die Moselland-Touristik sorgt für schlagkräftige und professionelle Vermarktung außerhalb der Region. Jeder bringt seine Stärken ein und überlässt dem anderen das, was dieser besser kann. Die IRT ist mit ihrer Initiative mutig vorgeprescht, ohne nach öffentlichen Mitteln zu fragen. Das Land sollte dennoch überlegen, ob es derartige regionale Selbsthilfe nicht fördert. Aber zunächst ist jetzt Hermann Lewen gefragt, als Impresario, Diplomat und Nervensäge. Seine Kunst wird nicht darin bestehen, Neues zu erfinden. Eher schon darin, die tausend kulturellen Teelichter in der Region so clever aufzustellen, dass sie nach außen wie ein Leuchtturm wirken. d.lintz@volksfreund.de

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