Terror-Furcht und politischer Zündstoff

Chicago · Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat gestern der Nato-Gipfel in Chicago begonnen. Auf der Agenda stehen die politische Situation in Afghanistan und das umstrittene US-Raketenabwehrprojekt in Europa.

Chicago. Dramatischer hätte die Schlagzeile in einer Stadt, die derzeit einem Hochsicherheitstrakt ähnelt, kaum sein können. Fünf Männer werden verdächtigt, Brandanschläge auf Barack Obamas Wahlkampfzentrale und das Haus von Bürgermeister Rahm Emanuel geplant zu haben. Angesichts des gestern Abend offiziell eröffneten zweitägigen Nato-Gipfels hat diese Nachricht die Furcht vor Anschlägen noch einmal erhöht. Tausende Aktivisten protestierten derweil in Chicagos Zentrum gegen Krieg und Nato-Politik.
In weitem Umkreis abgesperrt ist deshalb das Konferenzzentrum südlich der Stadtmitte, in dem gestern die Auftaktreden durch US-Präsident Barack Obama, Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen und die Leiter der jeweiligen Delegationen gehalten wurden. Besonderes Gewicht wurde gestern einem längeren Vieraugen-Gespräch gegeben, das Obama am Rande des ersten Gipfeltages mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai geplant hatte. Dabei sollte es US-Medienberichten zufolge um die Details eines möglichen Friedensplans mit den Taliban gehen, aber auch um die möglichen Folgen der Ankündigung Karsais, nach dem Ende seiner Amtszeit im Jahr 2014 nicht mehr zu kandidieren.
An zusätzlichem Zündstoff mangelt es für Gastgeber Obama bei dem Treffen nicht. Zum einen steht die Frage im Vordergrund, wie die Nato angesichts der Sparzwänge seiner Mitglieder weiter schlagkräftig bleiben kann. Zum anderen will Frankreichs neuer Präsident François Hollande an seiner Entscheidung festhalten, die französischen Soldaten noch in diesem Jahr vom Hindukusch zurückzuholen. In welchem Umfang Isaf-Truppen nach 2014 noch in Afghanistan präsent und aktiv sein werden, ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Gipfels, der heute Vormittag zu diesem brisanten Thema eine Arbeitssitzung vorgesehen hat.
Auf der Tagesordnung steht auch der geplante Raketen-Abwehrschild, mit dem Europa vor möglichen atomaren Angriffen von Staaten wie dem Iran geschützt werden soll und den Russland bislang ablehnt. die

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