Test entfacht Debatte um sanfte Medizin

TRIER. (wie) Millionen von Patienten sind verunsichert: Sind homöopathische Medikamente tatsächlich schlechter als ihr Ruf? Die renommierte Stiftung Warentest sorgt für die Verwirrung. Nur jedes dritte alternative Heilverfahren sei wirksam, fanden die Warentester heraus und lösten damit eine Debatte über Naturheilverfahren aus.

Globuli - fast jeder, der ein zahnendes Kind hat, kennt die kleinen weißen, chemiefreien Kügelchen. Doch spätestens seit die Stiftung Warentest die alternative Medizin unter die Lupe genommen und die meisten homöopathischen Heilverfahren mehr oder weniger als Scharlatanerie bezeichnet hat ("unwirksam", "riskant", "untauglich"), sind viele Patienten verunsichert. Knackpunkt der Studie: Die Ergebnisse geben nicht wieder, ob sich jemand nach einer alternativen Behandlung besser fühlte, sondern ob ein statistisch nachweisbarer Nutzen entstand. Immerhin vertrauen 70 Prozent der Bundesbürger homöopathischen Arzneimitteln und sind bereit, sie aus eigener Tasche zu bezahlen, immer mehr Ärzte verschreiben die Kügelchen (Globuli) und Natur-Säfte. Nur 18 Prozent der Deutschen vertrauen laut einer Allensbach-Umfrage allein auf die klassische Schulmedizin, vor allem Eltern von chronisch kranken Kindern finden immer häufiger den Weg zum Heilpraktiker. Sind sie alle Quacksalbern oder Scheinmedikamenten, so genannten Placebos, aufgesessen? Heilpraktiker und Homöopathen wehren sich gegen die Vorwürfe: "Die Wirksamkeit alternativer Medizin und von Naturheilverfahren ist längst erwiesen", sagt der Landesvorsitzende des Heilpraktikerverbandes, Werner Seifermann aus Piesport (Kreis Bernkastel-Wittlich). Man könne die Wirkung von Homöopathie nicht rein wissenschaftlich betrachten, die Behandlung sei auf jeden Patienten individuell abgestimmt. Viele Patienten seien nach der Warentest-Studie verunsichert. Unterstützung erhalten die Naturheilkundler von der Weltgesundheitsorganisation WHO, die erst kürzlich zu dem Schluss kam, dass Homöpathie gleichwertig ist gegenüber der konventionellen Medizin. Selbst die Pharma-Industrie kritisiert die Stiftung Warentest: Hochwertige Arzneimittel pauschal abzuwerten, sei fahrlässig. Obwohl Homöopathie nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen gehört, übernehmen immer mehr Krankenkassen die Behandlung. MEHRWERT SEITE 8

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