Teures Vergnügen

Es ist schon ein Dilemma: Einerseits machen Soldaten Krach und verschmutzen die Umwelt. Andererseits bringen sie Arbeitsplätze und geben viel Geld aus. Davon profitiert eine Region, und darunter leidet sie. Deshalb wird es immer Bewohner geben, die die amerikanische Präsenz in Spangdahlem ablehnen und solche, die sie begrüßen. Dass sich Gegner wie Befürworter zusammenschließen, ist legitim und in einer Bundesvereinsrepublik Deutschland beileibe nichts Ungewöhnliches. Die Frage ist allerdings: Kann ein Verein wie der heute von Politikern und Unternehmern aus der Taufe gehobene "Host Nation Council Spangdahlem" (Wer hat sich nur diesen Zungenbrecher-Namen ausgedacht?) wirklich etwas Entscheidendes bewegen? Wohl kaum. Die Amerikaner haben Bitburg 1994 den Rücken gekehrt, obwohl es mehr als einen Freundschaftsclub gab und die Stadt alles unternommen hat, den GIs immer wieder zu signalisieren, dass sie herzlich willkommen sind. Trotz der Proteste einzelner Gruppierungen waren die Verbindungen eng, mehr noch: freundschaftlich. Genutzt hat es letztlich nichts. Ähnliches gilt für Spangdahlem. Die in der Region seit fünf Jahrzehnten ansässigen Amerikaner werden von einem Großteil der Bevölkerung als gute Nachbarn angesehen, die Kontakte zwischen US-Militärs und deutschen Behörden sowie Bürgern sind vielseitig und gut. Doch auch im Fall Spangdahlem werden es nicht die Beziehungen zu dem einen oder anderen General sein oder die Anzahl der jährlichen Freundschaftstreffen, die über die Zukunft der Airbase entscheiden, sondern allein strategische und finanzielle Erwägungen des Pentagons. Wer etwas anderes glaubt, überschätzt die eigenen Einflussmöglichkeiten. Immerhin: Sollten die Jagdstaffeln tatsächlich eines Tages aus Spangdahlem abgezogen oder der Stützpunkt schlimmstenfalls ganz geschlossen werden, können sich die "Host nation"-Verantwortlichen eines zugute halten: Sie haben nichts unversucht gelassen, um die Amerikaner zum Verbleib in der Eifel zu bewegen. Das allerdings wird angesichts der satten Beiträge des Vereins und der Mitgliedschaft von Kommunen auch den Steuerzahler letztlich eine schöne Stange Geld gekostet haben. r.seydewitz@volksfreund.de

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