Traumnacht mit Angela

So viel Zeit muss sein. Es ist gute Tradition im Hohen Haus, dass der Bundestagspräsident vor jeder Sitzung erst einmal den Geburtstagskindern gratuliert.

"Der Kollege Oskar Lafontaine begeht heute seinen 65. Geburtstag, wozu ich ihm im Namen des ganzen Hauses herzlich gratulieren möchte", meinte also am Dienstag Norbert Lammert. Tatsächlich gab es Beifall für den roten Frontmann. Unionsfraktionschef Volker Kauder reckte allerdings den Hals, hielt Ausschau nach Lafontaine und rief: "Wo ist er denn?" Woraufhin sein Fraktionskollege Steffen Kampeter (CDU/CSU) zurückraunte: "Er verstaatlicht gerade irgendwelche Familienunternehmen!" Bei der Feier zu Lafontaines Geburtstag war die Linkspartei dann auf der Fraktionsebene des Reichstages fast unter sich. Von der SPD wurde lediglich Ottmar Schreiner gesichtet (wie Lafontaine ein Saarländer) und von der CDU der Abgeordnete Willy Wimmer. In den Reihen der Union gilt Wimmer als Abweichler. Mit Lafontaine teilt er zumindest die Ansicht, dass die Bundeswehr schleunigst aus Afghanistan raus muss. Als Wimmer eine kurze Rede hielt, verhängte er das Linkspartei-Logo am Stehpult aber trotzdem mit seinem Jackett. Die Linken trugen es mit Fassung. Dass NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers auch eine romantische Seite hat, ist bislang nicht bekannt gewesen. Am Dienstag stellte er dies unter Beweis: In der Landesvertretung Nordrhein-Westfalens stand der selbsternannte Arbeiterführer auf der Bühne und begrüßte zum "Fest des Westens" auch die Kanzlerin. Die Feier stand unter dem Motto "Traumnacht". Und was rutschte Rüttgers raus? "Eine Traumnacht ohne die Bundeskanzlerin ist nicht vorstellbar." Mit ihr allerdings auch nicht so recht... SPD-Fraktionschef Peter Struck ist angeschlagen. Nicht politisch, obwohl.... Jedenfalls hat der leidenschaftliche Motorradfahrer mal wieder Pech gehabt: Beim Ausflug der Motorsportgruppe des Bundestags in Kanada zog er sich eine schmerzhafte Fußverletzung zu.

Vom Zweirad, mit dem er sich schon häufiger flachgelegt hat, lässt Struck dennoch nicht. Zum dramatischen SPD-Wochenende, an dem Kurt Beck gekippt wurde, kam er auch auf dem Motorrad angefahren.

Eines dürfte allerdings nicht mehr stattfinden: Dass Struck Volker Kauder, den Fraktionschef der Union, auf den Rücksitz mitnimmt und mit ihm eine Ehrenrunde um den Reichstag fährt. Das war ja in den Flitterwochen des Bündnisses geplant. Heute ist so eine Fahrt viel zu gefährlich - politisch gesehen.

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