Trierer Bischof zum Rücktritt von Papst Benedikt XVI.

Mit dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat kaum jemand gerechnet - auch nicht der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Mit ihm sprach am Montagnachmittag TV-Redakteur Rolf Seydewitz.

 Bischof Stephan Ackermann. TV-Foto: Friedemann Vetter

Bischof Stephan Ackermann. TV-Foto: Friedemann Vetter

Was haben Sie gedacht, als Sie vom Rücktritt des Papstes erfahren haben?
Ackermann: Ich habe von dem bevorstehenden Rücktritt kurz vor dem Mittagessen erfahren und war völlig überrascht. Zuerst dachte ich, dass es sich dabei um einen Fastnachtsscherz handeln muss. Andererseits hat uns der Papst ja in der Vergangenheit schon mehrfach überrascht. Und Benedikt XVI. hatte immer Mut, Dinge zu tun, die seine Vorgänger nicht getan haben.
Ist sein bevorstehender Rücktritt eher ein Zeichen des Muts oder der Schwäche?
Ackermann: Ganz klar ein Zeichen der Stärke. Der Papst sagt, ich sehe einerseits die Komplexität des Amtes und die bevorstehenden Herausforderungen und auf der anderen Seite das Nachlassen meiner Kräfte und mein hohes Alter. Wer vor diesem Hintergrund zu der Schlussfolgerung kommt, dass er zurücktreten möchte, zeigt Größe und Stärke.
Was waren die Höhepunkte seines Pontifikats?
Ackermann: Die Weltjugendtage gehören dazu. Und natürlich der Besuch in der Türkei nach den ganzen Schwierigkeiten, die es im Vorfeld gab. Dazu noch der Besuch im Heiligen Land. Und selbstverständlich auch die Besuche in seiner Heimat: Während seines achtjährigen Pontifikats war der Papst immerhin drei Mal in Deutschland.
Wie wird Ihnen der scheidende Papst in Erinnerung bleiben?
Ackermann: Als jemand, der eine hohe Sensibilität hat. So habe ich ihn auch während meiner Studienzeit in Rom erlebt, als er Kardinal war. Und natürlich als großen Verkünder und Lehrer. Er kann selbst komplizierte Sachverhalte in einer einfachen Sprache ausdrücken, so dass alle Menschen folgen können. Der Lehrer und Verkünder - das ist das Große an Benedikt XVI., das bleibt.
Welche Erwartungen haben Sie an den Nachfolger?
Ackermann: Der zukünftige Papst muss eine geistliche Gestalt sein, also ein spiritueller Führer. Und er muss natürlich wach sein für die Zeichen der Zeit - sowohl innerkirchlich als auch außerkirchlich. Und er muss natürlich ein Mann des Dialogs sein, vor allem im Bereich Religionen. Das ist ja auch etwas, was sich der amtierende Papst Benedikt groß auf die Fahne geschrieben hat. Für die Sicherung des Friedens und der Fortschritte in der einen Welt braucht es das Gespräch der Religionsführer.
Haben Sie schon jemanden im Blick, der alle diese Erwartungen erfüllt?
Ackermann: Es wird ganz sicher jemanden unter den Kardinälen auf der ganzen Welt geben, der dieses Profil erfüllt.

Weitere Hintergrundberichte auf www.volksfreund.de/papst.

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