Trierer Wein-Werbung schmeckt Bayern nicht

Eine Werbe-Aktion der Bischöflichen Weingüter hat im neuen Erzbistum des alten Trie rer Bischofs Reinhard Marx für Unmut gesorgt. In Deutschlands ältestem Bistum sind indes die Vorbereitungen für die Nachfolger-Suche angelaufen. Zum "Interims-Bischof" wurde erwartungsgemäß der dienstälteste Trierer Weihbischof Robert Brahm (51) gewählt.

 Weihbischof Robert Brahm führt das Trierer Bistum in der bischofslosen Zeit. TV-Foto: Archiv/Mechthild Schneiders

Weihbischof Robert Brahm führt das Trierer Bistum in der bischofslosen Zeit. TV-Foto: Archiv/Mechthild Schneiders

 Helmut Plunien, Direktor der Bischöflichen Weingüter Trier, mit dem Werbeprospekt, der in München für Wirbel gesorgt hat. TV-Foto: Friedemann Vetter

Helmut Plunien, Direktor der Bischöflichen Weingüter Trier, mit dem Werbeprospekt, der in München für Wirbel gesorgt hat. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Der ehemalige Trierer Bischof Reinhard Marx ist noch keine Woche in seinem neuen Erzbistum München und Freising, da rauscht es schon mehrfach gehörig im örtlichen Blätterwald. Waren es bei der bayerischen Marx-Premiere letzten Mittwoch angebliche Buh-Rufe, mit denen seine (inhaltlich kaum zu bestreitende) Äußerung "Bayern ist nicht das gelobte Land" quittiert wurden, ist es nun eine Werbe-Aktion der Trie rer Bischöflichen Weingüter, die den Münchner Biertrinkern übel aufstößt. "Ist unser Erzbischof etwa ein ausgebuffter Geschäftemacher", fragen sich nach dem Bericht einer Boulevard-Zeitung angeblich viele, die unlängst einen solchen Werbeprospekt in ihrem Briefkasten fanden. Die Entwarnung folgt auf dem Fuß. Der neue Erzbischof habe mit der Trierer Werbe-Aktion "rein gar nichts zu tun", sagt Marx-Sprecher Winfried Röhmel, der auch kein gutes Haar am Zeitpunkt der Werbe-Kampagne lässt: "Ungeschickt platziert."Ungeschickt platziert? Immerhin haben es die rund 20 000 verschickten Trierer Weinbroschüren dieses Mal sogar in die Münchner Medien geschafft. Über so viel Aufmerksamkeit kann sich der bischöfliche Güter-Direktor doch eigentlich freuen. Zumindest versteht Helmut Plunien die ganze Aufregung nicht. "Wir müssen unseren Wein verkaufen", sagt der Trierer. "Dass wir potentielle Neukunden anschreiben, ist ganz normal." Und Süddeutschland sei nun mal ein wesentlich interessanterer Markt als etwa Mecklenburg-Vorpommern.War es denn Zufall, dass die Werbeprospekte gerade zu einer Zeit versandt wurden, als Bischof Reinhard Marx von Trier nach München gewechselt ist? "Einen gewissen Hintergedanken hat man schon", meint der Trierer Direktor, ohne weiter ins Detail zu gehen. Auch Plunien bestätigt aber, dass Marx von der Kampagne nichts gewusst habe. "Ich habe noch nie eine Mailing-Aktion mit dem Bischof abgesprochen."Während es in München rauscht, geht es in Marx' altem Bistum eher gemächlich zu. Erwartungsgemäß wählte das sogenannte Konsultoren-Kollegium am Dienstagabend Weihbischof Robert Brahm zum Diözesan-Administrator. Der 51-Jährige führt damit die Geschäfte, bis ein neuer Bischof eingeführt ist. Ein Jahr dürfte bis dahin vergehen.In dieser Zeit der "Vakanz" hat Brahm nach dem Kirchenrecht zwar "die Gewalt eines Diözesanbischofs". Er darf allerdings keine Entscheidungen treffen, die den Marx-Nachfolger binden. Auch Pfarrer darf der Diözesan-Administrator keine ernennen. Er darf sie nur zu Pfarrverwaltern bestellen.Zu seinem Stellvertreter ernannte Brahm - auch keine Überraschung - den ehemaligen Generalvikar Georg Holkenbrink (46). Der Verwaltungschef des Bischofs war mit Bekanntgabe der Marx-Ernennung automatisch aus dem Amt als Generalvikar geschieden.Innerhalb von zwei Wochen muss nun Dompropst Werner Rössel (61) das Domkapitel einladen. Die 14 Priester werden dann eine Liste erstellen, auf der die Namen möglicher Marx-Nachfolger stehen. Auch andere Bistümer dürfen Vorschläge machen. Letztlich kommt aus Rom eine Liste mit drei Namen zurück nach Trier, aus der das Domkapitel dann den neuen Bischof wählt.

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