Trierer Wunsch-Kandidat geht nach Münster

Trier/Münster · "Münster bekommt einen sehr guten Bischof." Das sagte der Trierer Diözesan-Administrator ("Interims-Bischof") Robert Brahm nach der Ernennung von Felix Genn zum neuen Kirchenoberhaupt der drittgrößten deutschen Diözese. Klar ist damit aber auch: Der 58-jährige Genn, für viele der ideale Marx-Nachfolger, kommt nicht ins Bistum Trier zurück.

 Auf Wiedersehen, Trier: Der scheidende Weihbischof Felix Genn verabschiedet sich im Sommer 2003 vor dem Dom von den Gläubigen. TV-Foto: Archiv/Sebastian Hille

Auf Wiedersehen, Trier: Der scheidende Weihbischof Felix Genn verabschiedet sich im Sommer 2003 vor dem Dom von den Gläubigen. TV-Foto: Archiv/Sebastian Hille

Trier. Einen Koffer voller Lyoner (Fleischwurst) und einen saarländischen Sprachführer bekam Felix Genn geschenkt, als der zum neuen Bischof von Essen ernannte Geistliche vor fünfeinhalb Jahren seinem alten Bistum Trier Lebewohl sagte. Ein schwerer Abschied, besonders für die Gläubigen im zum Bistum gehörenden Teil des Saarlands, für die der Trie rer Weihbischof lange Jahre zuständig war. "Schon erstaunlich, wie du das Saarland nicht in den Griff, sondern ins Herz genommen hast", lobte seinerzeit selbst Genns Chef, Bischof Reinhard Marx, den gebürtigen Eifeler.

Ein heimatverbundener, bodenständiger Typ ist der Bauernsohn Felix Genn immer geblieben; er ist kein Kirchenmann der großen Worte und Gesten, dafür humorvoll und ohne Scheu, auf Menschen zuzugehen. Diese Charaktereigenschaften Genns, gepaart mit einer tiefen Frömmigkeit, haben die Gläubigen im Bistum Trier an Felix Genn geschätzt. Und sie machten den Ruhrbischof schnell auch in Deutschlands kleinstem Bistum beliebt, obwohl Genn in Essen zum Rotstift griff, Kirchen schloss, Pfarreien zusammenlegte und Stellen strich.

Eine Arbeit, die nun Genns Nachfolger beenden muss. Wer das wird, ist genau so wenig bekannt wie der Name des Nachfolgers von Reinhard Marx. "Felix Genn stand bei vielen Kirchenleuten auf der Wunschliste ganz oben", hieß es gestern in Trier, nachdem der Name des neuen Münsteraner Bischofs exakt um 12 Uhr bekannt gegeben worden war. Insider glauben sogar zu wissen, dass der Name des ehemaligen Trierer Weihbischofs auch auf jener Liste mit potenziellen Kandidaten für die Marx-Nachfolge stand, die das Domkapitel dem Vertreter des Vatikans in Deutschland übersandt hat.

So hielt sich die Freude über die Berufung Genns am Freitag auch mancherorts in Grenzen. Zumal Münster auch noch nicht so lange auf einen neuen Bischof wartet wie Trier. Aber dafür fehlen in Münster auch mehrere Weihbischöfe.

"Da ist die Personalnot größer", heißt es. Ein hoher Kirchenvertreter hält es sogar für möglich, dass auch die für Trier bestimmte Liste mit den drei Namensvorschlägen ("Terna") für die Marx-Nachfolge in Rom vorliegt. Sie sei nur deshalb noch nicht abgeschickt worden, heißt es, "weil auch auf dieser Liste der Name Felix Genn steht und das Münsteraner Wahlergebnis abgewartet werden musste".

Jetzt, wo Genn gewählt sei, müsse halt die Trierer Liste um einen anderen Namen ergänzt werden, bevor das Domkapitel den Marx-Nachfolger wählen könne.

Spekulationen, gewiss. Aber offizielle Stellungnahmen zum Stand des Trierer Verfahrens sind seit dieser Woche tabu. Anfragen bei der bischöflichen Pressestelle zum Thema Bischof werden weder bestätigt noch dementiert, Geheimniskrämerei ist wieder oberstes Gebot.

Schweigsame Priester, redselige Politiker



Und auch dabei mag Dompropst Werner Rössel etwas neidisch nach Münster blicken, wo tatsächlich gelungen ist, was den Trierern erst noch bevorsteht: den Namen des neuen Bischofs möglichst bis zur Bekanntgabe geheim zu halten.

Als unzuverlässige Kantonisten gelten den schweigsamen Kirchenmännern besonders die Vertreter der jeweils betroffenen Landesregierungen. Sie müssen zustimmen, bevor der neue Bischof ernannt werden darf. Reine Formsache zwar. Aber damit ist auch der Name "auf dem Markt". Im Fall Felix Genn immerhin haben sich die sonst so redseligen Politiker den Mund verkniffen.

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