Trittbrettfahrer reichen nicht

Prozentsätze und Umsatzzahlen: Sie müssen immer wieder dafür herhalten, um zu zeigen, wie sehr der Arbeitsmarkt der Region von der Wirtschaftskraft des Nachbarlandes profitiert. Dabei sind die beiden Wirtschafts-Gebilde Luxemburg und Region Trier im Kern nur schwer miteinander zu vergleichen.

Zwar zeigen die Insolvenzzahlen, dass sich Luxemburg dynamisch entwickelt und dass die Region Trier dagegen in ihrer kleinen mittelständisch geprägten Struktur tief verwurzelt ist. Unerwähnt bleibt aber, dass sich im Großherzogtum - teils dank staatlicher und politischer Hilfe - neben Großindustrieen wie Goodyear, Arcelor und TDK weitere Mega-Unternehmen der Dienstleistungsbranche wie AOL neu angesiedelt oder wie die Dexia-Bank ihr Geschäft massiv vergrößert haben. Ein struktureller Unterschied also. Eine zweite Triebfeder, über die die Region Trier und die gesamte Bundesrepublik nicht (mehr) verfügt, die aber den Kurs der Luxemburger Wirtschaft dynamisch hält, ist das starke Engagement des Staates. Vor allem im Bausektor. Kein Wunder, dass Luxemburger Baufirmen selten von Insolvenzen betroffen sind - die meisten von ihnen sind in Auftragsvolumen und Mitarbeiterzahl größer als die in der Region Trier. So profitiert denn auch fast ausschließlich das heimische Baunebengewerbe mit Sanitär-, Heizungs-, Elektro-, Maler- und Dachdecker-Handwerk vom Bauboom im Nachbarland. Weil in der mittelständischen Region die meisten Beschäftigten dort angestellt sind, ist das Handwerk ein in Luxemburg gefragter Trittbrettfahrer des Booms. Dies aber auf die gesamte Region Trier zu beziehen, ist gewagt. Denn die meisten Arbeitsplätze in Luxemburg werden nicht querbeet durch alle Bildungsschichten geschaffen, sondern Industrie sowie Finanzdienstleister ziehen überwiegend Fachkräfte und Hochschulabsolventen aus der Grenzregion ab. Dass die in der Region wohnen (bleiben), ist ein Gewinn für Eifel, Mosel und Trier. Sich auf die Anziehungskraft Luxemburgs zu verlassen, darf aber nicht genügen, wenn die Region von sich aus dynamisch sein will. s.schwadorf@volksfreund.de

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