Trostpflaster für staugeplagte Pendler

Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister ist für die Trierer Nordumfahrung und den Moselaufstieg - kann aber nicht versprechen, dass der Bund die dafür notwendigen 186 Millionen Euro lockermacht.

 Viel befahren und marode: die Ehranger Brücke und ihre Zubringer. Ob sie erneuert wird, steht noch nicht fest. TV-Foto: Hans Krämer

Viel befahren und marode: die Ehranger Brücke und ihre Zubringer. Ob sie erneuert wird, steht noch nicht fest. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Hendrik Hering will sich nicht festlegen. Wann Nordumfahrung und Moselaufstieg (Westumfahrung) kommen, könne er nicht sagen. Wenn sich aber die Stadt Trier und der Kreis Trier-Saarburg über den Verlauf der Westumfahrung einig wären, würde er keine Steine in den Weg legen und sich dafür einzusetzen, dass das Projekt im nächsten Bundesverkehrswegeplan ab 2015 in den sogenannten vordringlichen Bedarf komme. Ursprünglich war geplant, dass von Konz aus die B 51 auf der anderen Moselseite zwischen Trier-Zewen und Igel (Trier-Saarburg) vorbei über den Trierer Berg an die A 64 angeschlossen wird und so der Verkehr Richtung Luxemburg und Eifel an Trier vorbei geschleust wird. Das Koblenzer Oberverwaltungsgericht hob vor fünf Jahren den Planfeststellungsbeschluss für das rund 43 Millione Euro teure Projekt auf. Danach kam aus Trier eine neue Variante des Moselaufstiegs durch Trier-West über den Markusberg auf die Autobahn. Hering ist für den Moselaufstieg. Zusammen mit der Nordumfahrung (Direktverbindung von A 64 und A 1) könnte Trier dadurch täglich um bis zu 10 000 Autos entlastet werden. Aber die Region müsse sich einig sein, sagt der Minister - und gibt damit den Anstoß für eine erneute Diskussion über das umstrittene Projekt. Wohl wissend, dass mit einer Einigung weder die West- noch die Nordumfahrung auch in absehbarer Zeit gebaut werden. Dann stehen die beiden Projekte zunächst einmal im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes, das heißt, sie werden als wichtig eingestuft. Ob dafür aber Geld fließt - immerhin kosten beide Projekte zusammen rund 186 Millionen Euro - das ist mehr als fraglich. Zumal, wie Hering selbst sagt, der Bund derzeit alle Verkehrsprojekte zusammenstreicht - etwa den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Igel und Luxemburg. Bereits vor fünf Jahren hatte der damalige Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee in Trier zugesagt, dass die Nordumfahrung in den vordringlichen Bedarf komme. Auch für den 30 Kilometer langen Lückenschluss der A 1 zwischen Daun und dem nordrhein-westfälischen Blankenheim hat Tiefensee damals angekündigt, dass dieser vorangetrieben werde. Hering geht nun davon aus, dass in zwei Jahren ein Planfeststellungsbeschluss für die noch bestehenden Lücken bestehen wird und dann die Eifelautobahn endlich fertig gebaut werden kann.

"Wo wir handeln können, handeln wir", sagt der eigens mit zwei Verkehrsgutachtern und dem Chef des für Bundes- und Landesstraßen sowie Autobahn zuständigen Landesbetriebes Mobilität (LBM) angereiste Minister. Und meint damit das 2,7 Millionen Euro teure Trostpflaster, das er für die staugeplagten Luxemburg-Pendler parat hält: Bis nächstes Jahr soll die 1,5 Kilometer lange Strecke zwischen der A 64 und der Ehranger Brücke vierspurig werden. Allerdings wird die Straße, auf der sich morgens in Richtung Luxemburg und abends zurück der Verkehr staut, nicht breiter gemacht. Es werden einfach zusätzliche Spuren auf die Fahrbahn gemalt. Dafür brauche man kein Baurecht, das gehe schnell, sagt LBM-Chef Bernd Hölzgen. Deutlich schneller wird sich die Blechlawine - zu Spitzenzeiten quälen sich durch das Nadelöhr 1800 Autos in der Stunde - dadurch aber nicht vorwärts bewegen. Wegen der schmalen Fahrspuren wird es eine Geschwindigkeitsbeschränkung von höchstens 70 dort geben. Drei Minuten Fahrzeit könnten dadurch gewonnen werden, sagt Verkehrsgutachter Manfred Heß. "Das ist nicht die Welt, aber es bringt schon was", sagt Hering. Der Stau dürfte sich dann auf das Ende der behelfsmäßigen Markierung verlagern. Zusätzlich soll die Auffahrt auf die Autobahn Richtung Moseltal ausgebaut und die baufällige Ehranger Brücke bis 2012 saniert werden. Ob sie neu gebaut wird, stehe noch nicht fest, sagt Hering. Über 30 000 Fahrzeuge rollen täglich über die überlastete Brücke.

Hering versäumt es nicht, auf den Hochmoselübergang einzugehen. Trotz der wieder aufgeflammten Kritik an dem Projekt werde der begonnene Brückenbau "konsequent fortgeführt". Ab 2016 sollen täglich 20 000 Fahrzeuge darüber rollen, hofft der Minister.

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