Trump-Fans feiern ihren Helden nach dramatischem Showdown

New York · Nach und nach färbt sich die politische Landkarte Amerikas rot - bis tief in der Nacht zu Mittwoch ein Gewinner der US-Präsidentschaftswahl feststeht. Es ist ein Mann und er heißt Donald Trump. In New York feiern Fans den Start eines neuen Kapitels.

Als Tonye-D'mitria Vickers der TV-Reporterin erklären soll, warum er heute Donald Trump gewählt hat, kann er nicht mehr an sich halten. „Ich bin schwarz! Ich bin schwul! Ich bin Demokrat! Und ich wähle Donald John Trump!“, ruft der Afroamerikaner in ihr Mikrofon, als er umringt von gleichgesinnten Protestlern auf einem Gehweg in Manhattan steht. Der 32-Jährige fängt an zu weinen, Tränen strömen über sein Gesicht.

Hatten die New Yorker sich am Dienstag noch weitgehend gesittet an Gemeindezentren, Schulen und Kirchen zum Urnengang angestellt, lädt sich die Stimmung im Lauf des Wahlabends zunehmend auf. Der Mann, der das politische Geschehen in den vergangenen Monaten aufgerüttelt hat wie kein anderer, hat Gehwege um seinen Wolkenkratzer absperren lassen. Streufahrzeuge blockieren die Fahrspur am Trump Tower, eine Polizeistreife steht auf dem Bürgersteig, Blaulicht blinkt.

Bis tief in die Nacht bangen Anhänger des twitterfreudigen Politnovizen mit ihrem Star, mit „The Donald“. Daniel Palacios etwa, der an einem Straßenstand vor dem Trump Tower gerade ein Plakat kaufen will. „Ich bin einer der ganz wenigen in meiner Altersgruppe“, sagt der 19-Jährige. Seit er Trump 2003 in einem Wrestling-Match sah, ist er Fan. Im tiefblauen, demokratischen Staat New York sei das nicht immer leicht: „Meine Stimme zählt nicht wirklich“, sagt Palacios, der Finanzwesen studiert. Das Poster kauft er trotzdem.

An der Upper East Side, wo die Partei zur Viewing-Party bei Wein, Bier und Chips geladen hat, setzt bald die Ermüdung ein, um zwei Uhr nachts geht das Licht aus. Nur in der Turnmill Bar hängt noch ein angeschlagenes Dutzend Hartgesottener herum, die Longdrinks haben das Mundwerk gelockert. Dann endlich kommt die Erlösung: Trump, der sich über 16 Monate aus der Versenkungen ins höchste politische Amt der Vereinigten Staaten geboxt hat, wird Nachfolger von Barack Obama. Einen Moment lang kann es keiner so richtig fassen. Jubel bricht aus. „Oh mein Gott“, ruft einer, als der Mann mit der blonden Föhnfrisur als Sieger ans Rednerpult tritt. Weißes Haus, Abgeordnetenhaus, Senat - die Republikaner feiern den Hattrick. Auch die Ernennung der Richter am Supreme Court sei nun gesichert, die Leitlinien des US-Gerichtswesens auf Jahrzehnte gerettet, sagt ein anderer. „Ich bin so oft in meinem Leben enttäuscht worden, aber hier habe ich ein richtig gutes Gefühl“, hat am Abend ein bärtiger Mann in Lederjacke bei der Wahlparty der Republikaner an der Upper East Side gemeint, und dort schon vorausgesagt: „Wir schreiben Geschichte.“ Auch wenn die Geschichte an diesem Tag einige Stunden länger gebraucht hat, um geschrieben zu werden, als manche gehofft hatten: „Ich bin sehr, sehr glücklich mit dem, was heute Abend passiert ist“, sagt Owen, der seinen Nachnamen nicht nennen will. „Tief in mir drinnen habe ich damit gerechnet, dass das passiert.“ Trump sei der richtige Mann für den Job im Oval Office.
Die Menschen hätten das ewige „business as usual“ einfach satt, meint Brett Joseph, als Trump den Sieg in der Tasche hat. „Der Moment ist gekommen.“ Während sich die letzten Barbesucher auf den Heimweg machen, um noch etwas Schlaf aus der Nacht zu quetschen, steht Gary Ross noch mit leuchtenden Augen am Tresen. „Es ist unglaublich“, sagt der Anwalt und Trump-Wähler. Vielleicht sei genau dieser Kandidat das, was die Gründungsväter der USA sich gewünscht hätten: ein Außenseiter mit großer Vision statt einem Karriere-Politiker. Trump werde alle überraschen und das ganze, heillos gespaltene Amerika vereinen. „Es wird sich großartig entwickeln“, sagt Ross. „Ich könnte nicht glücklicher sein.“

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