Trump verunsichert die Wirtschaft mit verbalem Anti-Globalisierungskurs

Trier · Die regionalen Unternehmensvertreter sehen die Ankündigungen des neuen US-Präsidenten kritisch, aber ernsthafte Sorgen ums Geschäft machen sie sich nicht.

Der bislang noch überwiegend verbale Anti-Globalisierungskurs von US-Präsident Donald Trump trägt auch in der rheinland-pfälzischen Wirtschaft bereits erste Früchte. Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern rechnet jedes vierte rheinland-pfälzische Unternehmen, das Geschäftsbeziehungen in die USA unterhält, mittelfristig mit einem Rückgang der Exporte. Natürlich müsse man abwarten, ob die neue US-Administration ihre wirtschaftspolitischen Ankündigungen in die Tat umsetze, sagt der Sprecher der vier rheinland-pfälzischen IHK, Arne Rössel. Doch sei die Verunsicherung vieler Unternehmen bereits jetzt spürbar, und "Unsicherheiten sind bekanntlich Gift für Innovationen und Investitionen", sagt Rössel.

Für die exportorientierte rheinland-pfälzische Wirtschaft sind die Vereinigten Staaten der zweitwichtigste Handelspartner. Das jährliche Handelsvolumen liegt bei knapp acht Milliarden Euro. Tendenz steigend. Einer der wichtigsten rheinland-pfälzischen Exportschlager sind Maschinen. Für jährlich über 500 Millionen Euro gehen Maschinen aus Rheinland-Pfalz in die USA. Mehrere Tausend Arbeitsplätze dürften somit von den USA-Exporten abhängen, auch wenn offizielle Zahlen weder von den Kammern noch vom Mainzer Wirtschaftsministerium zu bekommen sind.

Der Trierer Wirtschaftsprofessor Bernhard Swoboda glaubt nicht, dass die Maschinenbauer im Land sich nach den Trumpankündigungen ernsthafte Sorgen machen müssen. Die aus Deutschland exportierten Spezialmaschinen könne in den USA niemand herstellen, sagt der Handelsexperte unserer Zeitung. "Und Sie können nicht in der Kürze einer Amtszeit Kompetenzen aufbauen, die es in den Vereinigten Staaten seit Jahrzehnten nicht mehr gibt."

Interview mit Prof. Bernhard Swoboda zum Kurs Donald Trumps

Den neuen US-Präsidenten stört, dass die Vereinigten Staaten mehr von anderen Ländern kaufen als umgekehrt. Donald Trump will das ändern und hat unter anderem angekündigt, Strafzölle auf importierte Produkte zu erheben, um die heimische Wirtschaft zu schützen. Dies stößt beim rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) auf scharfe Kritik. "Wir wollen, dass unsere und die amerikanischen Unternehmen im Wettbewerb erfolgreich sind und nicht durch staatlichen Protektionismus", sagte Wissing unserer Zeitung. Schutzzölle für die eigene Wirtschaft behinderten Innovation und Strukturwandel und gefährdeten dadurch Arbeitsplätze.

Dieser Meinung ist auch die Außenhandelsexpertin der Trierer IHK, Susanne Kant. Die Aufkündigung des Freihandelsabkommens TPP und die Androhung von Importzöllen seien Zeichen einer Abschottungspolitik, mit der sich die USA keinen Gefallen täten, sagt Kant.

Und was sagen eigentlich die regionalen Winzer, von denen etliche ihren Wein auch in die USA exportieren? Johannes Selbach vom Zeltinger Weingut Selbach-Oster rät zur Gelassenheit. "Coolen Kopf behalten und abwarten", meint der Amerika-Kenner, der geschäftlich viel in den Staaten unterwegs ist. "Was wir produzieren, behindert die Amerikaner doch nicht", rechnet Selbach mit keinen großen Auswirkungen der Trump'schen "America first"-Devise.

DERZEIT FLORIERT DER HANDEL
(sey) Die USA sind nach Frankreich der wichtigste Handelspartner für Rheinland-Pfalz. 2015 betrug das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern 7,8 Milliarden Euro. Von hier werden überwiegend pharmazeutische, chemische Produkte sowie Maschinen exportiert. In umgekehrte Richtung gehen chemische und landwirtschaftliche Produkte.

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