Türöffner Lafontaine

Natürlich war es reichlich vermessen, den jüngsten Konvent der Linkspartei als "historisches Datum" zu preisen. Aber bemerkenswert ist der Auftritt eines ehemaligen SPD-Vorsitzenden dort allemal. Mit Oskar Lafontaine und Gregor Gysi haben sich zwei charismatische Leute zusammengetan, um die PDS namens Linkspartei in den nächsten Bundestag zu bringen.

Und nach Lage der Dinge dürfte das in ansehnlicher Fraktionsstärke gelingen. Die politische Konkurrenz sollte sich jedenfalls vor der gegenteiligen Meinung führender Meinungsforscher hüten. Hat doch die Linkspartei selbst bislang kaum Wahlkampf gemacht. Die öffentlichen Großauftritte von Lafontaine & Co beginnen in dieser Woche. Das Erfolgsrezept fußt auf einem nüchternen Befund: Die Linkspartei lehnt ab, was viele Menschen ablehnen. Zwar lässt sich trefflich über soziale Gerechtigkeit streiten. Aber es gibt genügend Verlierer der Globalisierung, die genau wissen, was darunter nicht zu verstehen ist: Hartz IV, ALG II, Agenda 2010. Letztere hat die SPD übrigens in genau jenem Berliner Hotel verabschiedet, das am Wochenende die Kulisse für den Links-Parteitag bildete. Dabei wurde deutlich, dass der Zusammenschluss zwischen Ost- und Westlinken in atemberaubendem Tempo vorankommt. Lafontaine ist der willkommene Türöffner zur alten Bundesrepublik, ohne den die PDS dort nie einen Fuß auf den Boden bekäme. Und weil ihre Anhänger der Protest eint, spielt auch das populistische Programm mit Mindestrente oder Mindestlohn keine Rolle. Man kann das alles beklagen. Aber die Hauptverantwortung für den Aufschwung der Linkspartei trägt Gerhard Schröder. Mit seinem Entschluss zu vorgezogenen Neuwahlen hat der Agenda-Kanzler den Linken keine Zeit gelassen, sich zu zerstreiten. nachrichten.red@volksfreund.de

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