TV vor 25 Jahren: 11./12. November 1989 - Ein großer Tag der Geschichte

Trier · Die Wochenendausgabe am 11. November steht ganz im Zeichen des Mauerfalls: Der damalige Chefredakteur, Allrich Eden, sieht Deutschland „Am Beginn einer neuen Ära“. Was die Region und auch die Welt, vor 25 Jahren, kurz vor dem Mauerfall sonst noch beschäftigte, lesen sie hier.

Die ersten vier Seiten des Trierischen Volksfreunds kennen an diesem Tag nur ein Thema: Den Mauerfall zwei Tage zuvor. Nicht nur über die sich überschlagenden Ereignisse in der DDR, auch über Konsequenzen und Probleme in Westdeutschland wird berichtet. Während im Politikteil "historisch" das Wort der Stunde ist, geht es im Lokalen weiter um das ganz alltägliche Leben. Der TV schreibt über das St. Martins-Fest, gibt Ausflugstipps für das Wochenende und bietet ein Extra mit Ausbildungsstellen an.

Ein historischer Moment festgehalten

Am Freitag hat es die Öffnung der Grenzen zwischen Westdeutschland und der DDR nur noch als Nachricht in die Zeitung geschafft. Einen Tag später sind die ersten vier Seiten des Volksfreunds voll mit Berichten, Bildern und Kommentaren zum Mauerfall.
"Nach 28 Jahren wurde die Mauer durchlässig - Zehntausende kamen aus der DDR zum Besuch", titelt der TV. Menschen, die am Brandenburger Tor auf der Mauer spazieren und eine Ostberlinerin, die sich ungläubig die Hände vor das Gesicht schlägt, bebildern den historischen Moment. Chefredakteur Eden schreibt: "Für die Deutschen in der Bundesrepublik und in der DDR (…) wird dieser Tag in die Geschichtsbücher eingehen als der Tag, an dem die Mauer quer durch Berlin als steingewordener Ausdruck der Trennung einer Nation hinfällig geworden ist." Willy Brandt, Ehrenbürgermeister von Berlin, Walter Momper, Regierungschef von Berlin, Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Kanzler Helmut Kohl würdigen den historischen Moment. Der TV zitiert Kohl mit den Worten, der 9. November sei "ein großer Tag in der Geschichte."

Chefredakteur Eden gibt in seinem Kommentar aber auch schon an diesem Samstag zu bedenken, dass "das Hochgefühl dieser Tage, das die Deutschen in beiden Teilen des Volkes bewegen mag, früher oder später den Realitäten des Alltags weichen müssen" wird. Erst in den kommenden Monaten und Jahren werde sichtbar, "wie ernst es die Deutschen mit der so oft beschworenen Einheit der Nation wirklich meinen."

Bunte Wochenendgestaltung

"In Trier zog, wie überall im Trierer Land, der irdische Vertreter von St. Martin durch die Straßen und Gassen, gefolgt von einer Kinderschar mit bunten Laternen." Die Weltpolitik hat auf das gesellschaftliche Leben der Region ganz im Westen von Deutschland, den Berichten im Volksfreund nach zu urteilen, erst einmal keine direkten Auswirkungen.
Unter der Rubrik "Wohin am Wochenende?" kann der Leser in den verschiedenen Ausgaben des TV Veranstaltungen in der Umgebung finden: "Bunte Abende" bei Karnevalsvereinen, Handball-Heimspiele, Kinoprogramm und Seniorennachmittage - für jeden ist etwas dabei.

Das Spielzeugmuseum Trier ("Einmalig in Deutschland") wirbt im TV mit "Spielzeugträumen aus einem Jahrhundert". In Daun können bei der Buch- und Spielausstellung der katholischen öffentlichen Bücherei St. Nikolaus aus "etwa 220 neuen Titeln" für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Weihnachtsgeschenke ausgesucht werden.

Wer lernen will, wie man sich dem Konsum entziehen kann, kann den Vortrag "Der Supermarkt als Verführer" der katholischen Frauengemeinschaft Weinsheim in Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse Bitburg-Prüm besuchen.

"Im Gasthaus Römerwall in Bitburg" hat die Schreiner-Innung Bitburg getagt, ist in der Eifelzeitung zu lesen. "Neben vielen Aktionen steht die Öffentlichkeitsarbeit im Vordergrund der Innungsarbeit." Der Slogan "Ohne Schreiner geht es nicht" solle dabei helfen "die Werbetrommel" für den Berufsstand zu schlagen.

Schulabgänger, die sich für den Beruf des Schreiners interessieren, werden in der Sonderbeilage des TV "Junge Menschen vor der Berufswahl" fündig. Auch ansonsten gibt es ein breites Lehrstellenangebot von Forstwirten über Schuh- und Lederwarenstepperinnen bis hin zum Beruf des Müllers. Der Volksfreund selbst sucht neben Auszubildenden für Verlag und Drucksachenabteilung einen Lehrling als Schriftsetzer und einen als Buchbinder.
Außer den Anzeigen bietet die Beilage nützliche Tipps rund um die Bewerbung, denn "der erste Eindruck ist der wichtigste."

"Glatteis", so berichtet der TV, ist die Ursache "zweier Unfälle, die sich gestern gegen 7 Uhr auf der B52, Ehranger Brücke in Richtung Luxemburg, ereignet haben. Die Bilanz: "Ein Schwerverletzter, drei total beschädigte Autos, drei leicht beschädigte Fahrzeuge und ein Gesamtschaden von 50.000 DM", sowie die Sperrung der B52 "in beiden Richtungen für etwa eine Stunde." Und es bleibt frostig: Laut Wettervorhersage des Volksfreund ist es "nachts wolkig bis klar, örtlich Nebelbildung, trocken. Abkühlung auf plus vier bis minus ein Grad."

Umstellung der Telefonnummern

Der Volksfreund weist alle Anwohner in Heiligkreuz, deren Nummernfolge mit "309" beginnt, darauf hin, dass ab Mittwoch auf sechsstellige Rufnummern umgestellt wird. "Durch diese Umstellung sind größere Kapazitäten in der Fernsprechvermittlungsstelle Heiligkreuz für weitere Telefonanschlüsse geschaffen." Drei Monate lang würden Anrufer unter der alten Nummer noch "einen entsprechenden gebührenfreien Hinweis" erhalten.

Im Sportteil des TV ist dann wieder der Mauerfall Thema: "Öffnung der DDR-Grenze hat auch im innerdeutschen Sportverkehr neue Epoche eingeleitet." Der damalige Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) hofft, dass "Vereine und Verbände direkt miteinander verhandeln" können und "die zentralistische Planung von Kontakten" zwischen DSB und dem Deutschen Turn- und Sportbund der DDR "endgültig der Vergangenheit angehöre."

Die Eintracht Trier erwartet an diesem Samstag Hassia Bingen im Moselstadion. "An den Ergebnissen der vergangenen drei Spielzeiten, als die Trierer Eintracht mit 7:1, 7:0 und 6:1 jeweils Kantersiege feiert, wird die Binger Hassia" diesmal "sicher nicht zu messen sein", schreibt der Volksfreund. Der damalige Eintracht-Trainer gesteht; "Mit einem Sieg, egal in welcher Höhe, dürfen wir sehr zu Frieden sein."

Wer auf Fußball keine Lust hat, kann sich an diesem Wochenende ins "Radsportfieber" stürzen. "Die Organisatoren erhoffen sich eine ähnliche Querfeldein-Begeisterung wie bei den Deutschen Meisterschaften zu Beginn dieses Jahres in Zewen."

"Die Wochenendpost des Trierischen Volksfreunds" berichtet über "Selbsterfahrung für Top-Manager in der Klosterzelle." Im Kloster St. Trudpert im Münstertal im Schwarzwald treffen sich "Führungskräfte aus den mittleren Etagen der Wirtschaft (…) im Auftrag und auf Kosten ihrer Firmenleitungen." Nicht um "beinharte Geschäfte auszupokern", schreibt der TV, sondern um dem "eigenen Seelenleben auf den Grund zu kommen." Vor allem Sozialwissenschaftler sähen den "Seelen-Boom eher mit Misstrauen. Nutzen, so meinen sie, brächten die teuren Seminare in erster Linie den Veranstaltern."

Wer ansonsten etwas für seine Gesundheit tun möchte, erhält im Gesundheits-Magazin des TV Ratschläge. Der Wochentipp ist bereits sehr winterlich: "Skifahren ist Kniefahren!" Vor Verletzungen schützten eine "fachlich eingestellte Bindung" und ein nicht zu starker "Vorlagewinkel des Skistiefels."

Trendfarben des Herbst

Die moderne Triererin wird auf der Seite "Frau der Gegenwart" auf die Trendfarben in diesem Herbst hingewiesen: "Blau, Grün und Petrol." Die Rubrik "Gewusst wie" gibt nützliche Haushaltstipps: "Zum Abtrocknen guter Gläser, die nicht in die Spülmaschine gehören, sind Geschirrtücher aus Leinen unentbehrlich, weil sie nicht flusen, gut polieren und das Glas wieder kristallklar machen."

"Im Gasthaus Römerwall in Bitburg" hat die Schreiner-Innung Bitburg getagt, ist in der Eifelzeitung zu lesen. "Neben vielen Aktionen steht die Öffentlichkeitsarbeit im Vordergrund der Innungsarbeit." Der Slogan "Ohne Schreiner geht es nicht" solle dabei helfen "die Werbetrommel" für den Berufsstand zu schlagen.

Mit "Alltagsweisheiten" verabschiedet der TV seine Leser in dieser "historischen" Zeit ins Wochenende: "Es würde genügen, wenn das Erziehungsideal in der ganzen Welt darauf basieren würde, Zeitgenossen zu Mitmenschen zu erziehen."

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