Unauflösbare Widersprüche

Das Treffen zwischen Bush und Russlands Staatschef Putin hat die Scheinwerfer auf die bedeutenden Probleme seiner zweiten Amtszeit gerichtet: seinen geplanten weltweiten Demokratie-Export. Die Unstimmigkeiten zwischen Washington und Berlin erscheinen wie Marginalien, betrachtet man das Reizklima, das das Verhältnis Bush-Putin prägt.

Denn Bush irrte sich gewaltig, als er früher einmal "beim Blick in Putins Seele" Ehrlichkeit und Gutes sah: Sowohl die Absicht des Russen, den Syrern - nach jüngsten Meldungen aus Bagdad sogar aktiv an der Organisation des Widerstandes im Irak beteiligt - Flugzeug-Abwehrraketen zu liefern wie auch der Export von Nukleartechnologie in den Iran laufen US-Sicherheitsinteressen massiv entgegen. Gleichzeitig müssen Syrien wie auch der Iran als Diktaturen mit unverhohlen gepflegten Sympathien für arabische Extremisten angesehen werden. Dass sich der Ex-KGB-Mann Putin mit diesen Regimen ins gemeinsame Bett begeben hat, muss für Bush noch schwerer wiegen als der Umstand, dass sein russisches Gegenüber das Rad der Demokratie weiter zurückzudrehen versucht. Bush sprach gestern Abend nach dem Treffen mit Putin von einem "konstruktiven Dialog" zu den weiter vorhandenen Reibungspunkten - eine übliche Umschreibung dafür, dass es offenbar kaum Annäherungen gegeben hat. Keine Frage: Die USA und Russland scheinen sich in den letzten Jahren voneinander entfernt zu haben - vermutlich auch zum Schaden der weltweiten Sicherheit. nachrichten.red@volksfreund.de

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