Unerträglich

Das Jammern des Handels und der Getränke-Industrie in Sachen Dosenpfand ist unerträglich. Seit über einem Jahr versuchen sie mittels Gerichtsurteilen und Blockaden, die Selbstverpflichtung zu einem einheitlichen Rücknahmesystem zu umgehen.

Die Kunden haben die Nase voll von dem erbärmlichen Gezank zwischen dem standhaften Bundesumweltminister und den störrischen Handelsriesen. Das Chaos bei der Rückgabe von Dosen und Einwegflaschen nervt einfach nur. Wer Einkaufszettel oder Pfandmarke vergessen hat, schaut in die Röhre. Das ist ärgerlich und wäre von Anfang vermeidbar gewesen, hätten sich Handel und Industrie gleich zu Beginn auf ein einheitliches Rücknahmesystem geeinigt. Stattdessen haben sie ihre Muskeln spielen lassen und verängstigen derzeit die Kunden mit unsinnigen Horrormeldungen über Bier- und Sprudelknappheit wegen des Dosenpfands. Doch die mächtigen Geschäftsleute beißen sich die Zähne an der lobenswerten Sturheit von Trittin aus. Der streitbare Grüne ist konsequent: Die Pfandpflicht bleibt, auch an der Höhe des Pfandes ändert sich nichts. Im Grunde genommen kann ihm das Chaos, das vermutlich beim heutigen Krisengespräch noch immer nicht beendet wird, nur Recht sein. Die Verbraucher sind sauer und greifen lieber zur Mehrwegflasche. Genau das, was mit dem Pflichtpfand erreicht werden sollte. Die Blockierer haben Trittin unfreiwillig zu einem Sieg verholfen. Doch im Sinne der Kunden muss endlich Schluss sein mit dem Dosenchaos. Einen Kompromiss kann es allerdings dabei nicht geben. Das Dosenpfand macht nur ganz oder gar nicht einen Sinn. Doch wenn nicht alles täuscht kommt Bewegung in die Sache. Denn während sich die Sturköpfe noch streiten, machen einige Discounter bereits Nägel mit Köpfen. Sie führen ein eigenes Pfandsystem ein und verkaufen Mehrweg. Es geht doch. Man muss nur wollen. b.wientjes@volksfreund.de

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