Unfall oder Mord? Gutachter schließt technischen Defekt aus

Trier · Bei einem Zusammenstoß zweier Autos sind zwei Menschen gestorben. Ob die Fahrerin ihre Mitfahrer ermordet hat, versucht derzeit ein Trierer Gericht zu klären.

 Prozesseröffnung im April: Justizbedienstete führen die Angeklagte in den Gerichtssaal. Die 36-jährige Hunsrückerin setzt sich zwischen ihre beiden Verteidiger Michael Rehberger (rechts) und Pierre Wolff. TV-Foto: Friedemann Vetter

Prozesseröffnung im April: Justizbedienstete führen die Angeklagte in den Gerichtssaal. Die 36-jährige Hunsrückerin setzt sich zwischen ihre beiden Verteidiger Michael Rehberger (rechts) und Pierre Wolff. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier Hat eine 36-jährige Frau aus Morbach (Kreis Bernkastel-Wittlich) im Frühjahr 2016 ihren Wagen auf der Strecke zwischen Ürzig und Erden absichtlich in den Gegenverkehr gelenkt, um die anderen Insassen ihres Wagens und womöglich auch sich zu töten? Dieser Frage geht derzeit das Schwurgericht am Trierer Landgericht nach.
Am gestrigen Verhandlungstag sagte unter anderem der KFZ-Sachverständige Heinz Burg aus, der zur Klärung der Unfallursache an jenem 11. April 2016 dazugerufen wurde. Burg wertete die Unfallspuren aus und untersuchte auch den blauen Corsa, den Sarah D. gesteuert hatte, als er auf der Gegenfahrbahn mit dem Auto eines Taxifahrers kollidierte.
Warum genau es zu dem folgenreichen Zusammenstoß kam, bei dem zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt wurden, kann der Gutachter nicht sagen. Er schließt aber mehrere Gründe aus. Einen technischen Defekt zum Beispiel. Er habe bei der Überprüfung nichts Auffälliges gefunden an dem Fahrzeug, das Baujahr 1999 war - und nicht mehr in einem Top-Zustand. Auch bezüglich des Zustands der Bremsen oder der Lenkung gebe es keine technischen Ursachen für den Unfall, so der erfahrene Ingenieur.
Und auch weitere mögliche Unfallgründe schließt der Mann aus: Die Straße sei am Unfallort gerade, und das Unfallauto auch nicht zu schnell unterwegs gewesen, "etwa 70 Stundenkilometer schnell, auf jeden Fall deutlich langsamer als 100 km/h".
Auch ein Loch im vorderen rechten Reifen des Autos schließt der Gutachter als Unfallursache aus. Das Loch sei eher durch den Unfall selbst entstanden, wie seine Überprüfung ergeben habe. Zudem gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass das Auto schon vor dem Zusammenprall am Schleudern war. "Aus irgendeinem Grund, den ich nicht rekonstruieren konnte, ist das Auto auf die Gegenfahrbahn geraten", sagte Burg. Anhand des Aufprallwinkels der beiden Autos könne man sagen, dass es vor dem Unfall "eher ein heftiges Lenkmanöver" gegeben habe.
Während Burg sein Gutachten dem Schwurgericht erläuterte, kämpfte die Angeklagte häufiger mit den Tränen.
Das änderte sich, als kurz darauf eine Freundin von ihr auf der Zeugenbank saß, die auch mit dem bei dem Unfall ums Leben gekommenen Mann befreundet war. Die Zeugin, die bereits im Zuge der Ermittlungen fünf Mal von der Polizei vernommen wurde, trug allerdings nicht allzu viel zur Klärung der Sachlage bei, was vor allem bei den Vertretern der Nebenklage für Unmut sorgte. Nur so viel: Kurz vor dem Unfall habe es wohl einen Streit zwischen der Angeklagten und ihrem Beifahrer gegeben, wie Sarah D. ihr später erzählt habe. "Hört endlich auf zu streiten", habe demnach die ebenfalls getötete Frau von der Rückbank des Corsa gerufen. Danach habe es geknallt. Warum genau, bleibt auch nach dem gestrigen Verhandlungstag offen.
Der Prozess wird am kommenden Dienstag, 9. Mai, 9 Uhr, fortgesetzt. Unter anderem sollen mehrere Zeugen verhört werden. Ein bisher letzter Verhandlungstag ist auf den 22. Mai terminiert.

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