Unglaublich einfach

Einer dürfte sich gestern die Hände gerieben haben, als er die Meldungen vom groß angelegten Ärztebetrug im Saarland vernahm: der Chef der AOK Rheinland-Pfalz, Walter Bockemühl.

Einer dürfte sich gestern die Hände gerieben haben, als er die Meldungen vom groß angelegten Ärztebetrug im Saarland vernahm: der Chef der AOK Rheinland-Pfalz, Walter Bockemühl. Mit seinem zu Recht umstrittenen anonymen Meldesystem sorgt er noch immer für Wallung unter den Ärzten. Er stellt die Mediziner unter Generalverdacht und ruft öffentlich zur Denunziation auf. Fälle wie der organisierte Ärztebetrug im Nachbarland sind natürlich Wasser auf die Mühlen des AOK-Chefs. Einige schwarze Schafe, die auch hart bestraft werden müssen, bringen nicht nur ihre Zunft in Verruf, sondern bereichern sich auch an Versichertenbeiträgen. Die seit Monaten laufenden Ermittlungen zeigen erneut, wie anfällig das Gesundheitssystem für Betrug und Korruption ist. Es geht um Milliarden von Euro in einem von außen nur schwer zu durchschauenden System. Der eigentliche Skandal an dem Millionen-Betrug jedoch ist, wie unglaublich einfach es denjenigen gemacht wird, die Geld im Gesundheitssystem abzocken wollen. Haben sich bislang vor allem nicht versicherte Ausländer oder Drogenabhängige durch Karten-Betrug Leistungen erschlichen, ist nun erstmals bekannt geworden, dass auch Ärzte die Plastikkarte lukrativ missbrauchen können. Ein weiterer Beweis, wie wichtig es ist, dass möglichst bald eine funktionierende, elektronische Gesundheitskarte kommt, die den Betrug zumindest eindämmen kann. b.wientjes@volksfreund.de

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