Unglaublich!

Unglaublich, aber wahr: Der Trierer Oberbürgermeister Helmut Schröer greift zu inakzeptablen Mitteln, um sein offensichtliches Fehlverhalten und das diverser Mitarbeiter in der Verwaltung vom Tisch zu wischen.

Der OB nutzt seine eigene Hauspostille, die unter anderem mit Steuergeldern bezahlte "Rathaus-Zeitung", um seine Meinung unters Volk zu bringen - und schreckt dabei auch vor der Verbreitung der Unwahrheit nicht zurück. Mehr als 15 Jahre lang seien bei der Verwaltung keine Beschwerden eingegangen, die gegen die Nutzung des Cafés Paulin als solches sprächen, teilt Schröer öffentlich mit. Schuld an der Schließung des Cafés seien folglich "persönliche Zerwürfnisse der Beteiligten". Falsch! Am 17. Oktober 1988 klagten bereits Bewohner des Hauses Paulinstraße 99 heftig über all das, was später auch die 83-jährige Elisabeth Steilen jahrelang vergeblich kritisierte. Mithin hätten sich schon damals Mitarbeiter des Trierer Bauaufsichts- und des Ordnungsamtes in die Akten vertiefen und das feststellen müssen, was vor wenigen Tagen der städtische Rechtsausschuss dokumentiert hat: Das Café hätte unter den gegebenen Umständen nie eröffnet werden dürfen, denn die Räumlichkeiten wurden anders genutzt als beantragt, was für die Anwohner unzumutbare Belästigungen zur Folge hatte. Die Leid geplagten Hausbewohner versichern, dass es ihnen keinesfalls um die Schließung des Cafés, sondern um das Einhalten von Recht und Gesetz ging. Daran war indes der Eigentümer Heinrich Kirsch offenbar nicht interessiert. Kein Wunder, wähnte er doch offensichtlich zurecht, wie nach der Stellungnahme des Stadtvorstandes deutlich geworden ist, die Verwaltungsspitze oder zumindest Teile davon auf seiner Seite. Der Umstand, dass eine Verwaltung offenbar unfähig zur Selbstkritik ist und die Bevölkerung mit öffentlichen Ausflüchten und Andeutungen ("persönliche Verunglimpfung") täuscht, spricht für sich. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang nur, dass der Oberbürgermeister dabei anscheinend den Schutz des Stadtvorstandes sucht. Waren Bürgermeister Georg Bernarding, Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch, Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink und Baudezernent Peter Dietze so wie Schröer über die Einzelheiten des Falles informiert und beteiligten sich freiwillig an der Tatsachen verdrehenden Stellungnahme? Oder wurden sie davon "überzeugt"? f.giarra@volksfreund.de

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