Unser Dialekt droht auszusterben

Trier · Die moselfränkische Mundart ist vom Aussterben bedroht. Das behauptet jedenfalls die Weltbildungsorganisation Unesco, die den kommenden Montag zum Gedenktag für gefährdete Sprachen erklärt hat. In der Region erwacht derweil ein neues Verständnis für Trierisch, Eifeler Platt und Co.

(ik) 13 Dialekte in Deutschland stehen auf der Roten Liste, darunter das Moselfränkische. Es taucht im jüngsten Weltatlas der bedrohten Sprachen auf, den die Weltbildungsorganisation Unesco regelmäßig veröffentlicht. Danach gelten derzeit weltweit rund 2500 Sprachen als bedroht. Bis zum Ende des Jahrhunderts soll sogar die Hälfte der rund 6700 aktuell gesprochenen Sprachen ausgestorben sein. Darauf will der von der Unesco initiierte „Tag der Muttersprache“ am Montag die Aufmerksamkeit lenken.

„Es gibt auf jeden Fall einen Dialekt-Abbau“, sagt Fausto Ravida, Sprachwissenschaftler an der Universität Trier. „Dabei ist ein starkes Nord-Süd-Gefälle zu beobachten.“ Heißt: Während Mundarten im Norden der Republik oft geradezu verpönt sind, werden sie im Süden gepflegt. Baden-Württemberg wirbt mit „Wir können alles außer Hochdeutsch“, Bayern lädt Schauspieler zu Bayerisch-Kursen ein. „Das mittlere Deutschland und damit die Region Trier liegt irgendwo zwischen den beiden Polen“, sagt Ravida.

Marlen Meyer, Deutschlehrerin am Gymnasium Bitburg, beobachtet dennoch eine Renaissance des Eifeler Platts: „Als mein Mann und ich in den 80er Jahren mit unseren Kindern Dialekt sprachen, waren wir fast allein auf weiter Flur. Heute gibt es in der Eifel viel mehr Kinder als damals, die Platt beherrschen.“

Auch Helmut Haag, Freund und Förderer der Trierer Mundart, sieht einen Trend hin zum Dialekt: „Belebende Elemente“ wie der 2010 auf Trierer Platt gedrehte Film „Freck langsam“ hätten die Wahrnehmung seiner Muttersprache verändert. Im April erscheint ein Wörterbuch der Trierer Sprache, das mehr als 10.000 urtrierische Begriffe vor dem Verschwinden bewahren soll.

Boom hin oder her – eines konstatieren alle drei Dialekt-experten: Die Zeiten, in denen jeder Ort, jeder Stadtteil seine eigene Sprache hatte und schon drei Kilometer weiter ganz anders gesprochen wurde, sind vorbei. Mobilität und Austausch zwischen den Menschen bedingen, dass sich Dialekte aneinander angleichen. Fausto Ravida spricht von der Ausbildung großräumigerer Regionalsprachen, deren Charakteristika jeweils für einen ganzen Landstrich gelten: die sogenannten „Regiolekte“.

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