Unseriös und infam

Da nützen weder hoch gejubelte Ganztagsschulen noch ohnehin nur mühselig am Leben gehaltene Jugendhäuser etwas: Wenn es noch eines Beweises bedarf, dass Kinder in unserer Gesellschaft nach wie vor das schwächste Glied in der Kette ausmachen, dann hat ihn der neuerliche Busunfall in Oberweiler in dramatischer Weise geliefert. Da kann noch so viel über zertifizierte Unternehmen, ausgeschlafene und gut bezahlte sowie bestens ausgebildete Busfahrer diskutiert werden – es nützt nichts: Solange in Bussen keine Angurtpflicht besteht, sind besonders Kinder den Gefahren des Straßenverkehrs rücksichtslos und in infamer Weise ausgesetzt. Während es eine Selbstverständlichkeit ist, den Nachwuchs im Personenwagen anzuschnallen, sollen Kinder glauben, dass sie in Bussen ohne Gurt auskommen – dies zu erklären ist schlicht eine unseriöse wie unlösbare Aufgabe. In makaberer Weise erinnert der Unfall von Oberweiler an die These des Verbands des Verkehrsgewerbes Rheinland, dessen Geschäftsführer erst vor wenigen Tagen monierte, dass die Maßstäbe bei der Müllabfuhr höher angelegt seien als beim Transport von Kindern. Insofern ist es an der Zeit, endlich Standards zu schaffen, die nicht nur Erwachsenen, sondern auch und besonders Kindern Schutz verschaffen. Das heißt: Eine Angurtpflicht in Bussen – zumindest für Kinder und Jugendliche – muss kommen. Es kann nicht das Ansinnen des Gesetzgebers sein zuzulassen, Kinder erst gut zu behüten und anschließend auf dem Nachhauseweg im Bus zu hilflosen Geschossen mutieren zu lassen! m.reuter@volksfreund.de

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