"Unter 2000 Euro keine würdevolle Beerdigung"

Trier · Knapp 870 000 Menschen werden dieses Jahr in Deutschland sterben, schätzen Experten. Die Begräbnisse sind ein milliardenschweres Geschäft für die Bestatterbranche. Der Konkurrenzkampf nimmt zu: Vor allem in Großstädten wird mit Discountpreisen geworben.

 Vertrauenssache: Ein Bestatter bereitet einen Sarg für die Aufbahrung vor. Foto: dpa

Vertrauenssache: Ein Bestatter bereitet einen Sarg für die Aufbahrung vor. Foto: dpa

Trier. Vor zwei Jahren sorgte in Berlin ein Billigbestatter für Schlagzeilen. Das Beerdigungsunternehmen warb mit Begräbnissen "ab 499 Euro" - verschwieg dabei allerdings die üblicherweise anfallenden Zusatzkosten. Ein Konkurrent zog gegen die Discountwerbung vor Gericht, wo der Streit mit einem Vergleich endete: Seitdem wirbt der Billig-Bestatter mit Begräbnissen "ab 999 Euro", was immer noch ein Schnäppchenpreis ist. "Denn unter 2000 Euro, Friedhofsgebühren nicht eingerechnet, kommt für eine würdevolle Beerdigung niemand weg", meint Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas.
Dabei könnten die Angehörigen bei einem Trauerfall durchaus Geld sparen, sagt der Fachmann und verweist auf die teils großen Preisunterschiede bei einzelnen Bestatterleistungen (siehe Tabelle). Da kann ein massiver Kiefernsarg bei dem einen Beerdigungsunternehmer schon mal bis zu 1000 Euro kosten, während der Kollege den Sarg schon für knapp die Hälfte anbietet. Der Bitburger Bestattermeister Michael Leuschen mahnt allerdings zur Vorsicht bei solchen Billigangeboten. Er hat von einem Fall gehört, bei dem ein Kollege einen Billigsarg aus Osteuropa verkauft habe. "Da hat es plötzlich plopp gemacht, als die Träger beim Begräbnis den Sarg angehoben haben und der Boden herausgefallen ist", sagt Leuschen.
Von einer anderen Masche berichtet der Trierer Bestatter Werner Franzen: "Da wird den Angehörigen ein scheinbar günstiges Angebot gemacht. Und bei der später deutlich höher ausfallenden Rechnung heißt es dann: Der Kostenvoranschlag war ohne Mehrwertsteuer."
Doch wer die Kunden so über den Tisch zieht, kann sich nicht lange am Markt behaupten, sind sich die regionalen Bestatter sicher. In der Region Trier gibt es nach Angaben des Bestatterverbands 80 Beerdigungsunternehmen, darunter 38 reine Bestattungsfirmen und 42 Schreiner, die ebenfalls als Bestatter arbeiten.
Dass sich die Unternehmen gegenseitig mit Billigangeboten unterbieten, ist offenbar die Ausnahme. "Was das angeht, leben wir in unserer ländlichen Region noch in einer heilen Welt", sagt der Bitburger Michael Leuschen, der das Unternehmen schon in dritter Generation führt. "Wer so eine gewachsene Struktur hat", sagt er, "dem vertrauen die Menschen, dass wir ehrlich mit ihnen umgehen."
Ähnlich äußern sich Leuschens Kollegen. "In unserem Beruf spielt Vertrauen eine große Rolle", sagt der Wittlicher Bestatter Guido Eis. "Wir bekommen viele neue Kunden nicht über den Preis, sondern weil uns Angehörige weiterempfohlen haben."
Dass Hinterbliebene "ihren" Bestatter wechseln, kommt in der Region Trier offenbar noch eher selten vor. "Wir haben Familien in der Kundschaft, bei denen ich schon vier, fünf Angehörige beerdigt habe", sagt Werner Franzen.

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