Unter Nato-Freunden

Unter Nato-Freunden lässt man dem anderen stets höflich den Vortritt: Du zuerst, heißt es an der Tür zum Krieg. Den Kongo-Einsatz zum Beispiel wollten die Franzosen ursprünglich komplett den Deutschen aufhalsen.

In Afghanistan läuft es nun umgekehrt. Briten, Kanadier, Holländer und Dänen sind im Süden in heftige Kämpfe verwickelt und fordern Solidarität. Insbesondere von den Deutschen, die auch mal eigenes Blut vergießen sollen. Aber auch andere Partner sind gemeint. Deutschland hatte 2004 angeboten, Verantwortung im relativ ruhigen Norden zu übernehmen, als die anderen Partner noch zögerten, ob sie sich aus Kabul heraustrauen sollten. Deutschland hatte dafür ein ausgefeiltes zivil-militärisches Konzept entwickelt und mit der Umsetzung bereits begonnen. Die schnelle Entscheidung war klug, denn sie ist nun eine gute Begründung dafür, dass man nicht in den Süden muss. Schließlich würde schon ein Teilabzug alles Erreichte wieder gefährden. Unter Nato-Freunden hätten die Deutschen übrigens auch kaum Hilfe zu erwarten gehabt, wenn es zufällig bei ihnen im Norden knallen würde. Anders als Deutschland, das seinen Truppen immerhin eine beschränkte Nothilfe für bedrängte Partner erlaubt, gestatten Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien ihren Soldaten von vornherein keine anderen Einsatzorte als die eingeteilten. Die ablehnende deutsche Haltung ist also verständlich. Allerdings: So hatte man sich das Bündnis im Ernstfall nicht vorgestellt. nachrichten.red@volksfreund.de

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