Unverständliche Vorgänge

Mit Kritik an Justizbehörden sollte man zu Recht vorsichtig sein. Im "Fall" Friedman, und seit ein paar Tagen auch im "Fall" der Liste der 40 Abgeordneten, die angeblich dieselben dubiosen Kontakte wie der Talkmaster gepflegt haben sollen, darf man aber getrost fragen, was die Strafverfolger in Berlin eigentlich geritten hat. In beiden Fällen ist mit brisanten, nicht unbedingt richtigen Informationen hantiert worden, als ob das deutsche Rechtssystem nicht die Unschuldsvermutung als ein hehres Prinzip manifestierte. Gleichzeitig wurde anscheinend völlig außer Acht gelassen, was überhaupt strafrechtlich relevant sein könnte und was im Grunde womöglich nur das Sensationsbedürfnis der Öffentlichkeit bedient. Ein völlig unverständlicher Vorgang. Die Staatsanwaltschaft hat gestern - auf Druck des Parlaments wohlgemerkt - den Versuch unternommen, den Gerüchten zu den angeblichen Sex-Anrufen aus dem Bundestag ein Ende zu setzen. Ziemlich spät - schließlich weiß man doch, wie elektrisiert die Öffentlichkeit auf Heikles rund um ihre Parlamentarier reagiert. In Sachen Friedman hingegen schweigt die Behörde sich nun aus - womöglich ein Eingeständnis, dass man sich viel zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. nachrichten.red@volksfreund.de

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