US-Soldat tötet afghanische Frauen und Kinder

Kabul · Nach der Koranverbrennung durch US-Soldaten gab es blutige Proteste. Jetzt belastet ein weiterer Zwischenfall die Beziehungen Washingtons zu Kabul: Ein US-Soldat erschoss wahllos Männer, Frauen und Kinder.

Kabul. Ein amerikanischer Soldat hat in einem afghanischen Dorf ein Blutbad angerichtet und 16 Zivilisten erschossen. Darunter waren nach afghanischen Angaben neun Kinder und drei Frauen. Die Mordtat löste eine neue Krise im amerikanisch-afghanischen Verhältnis aus. Präsident Hamid Karsai sprach von einem "unverzeihlichen Verbrechen" und verlangte von den USA Aufklärung.
"Die afghanische Regierung hat oft diese sogenannten Einsätze gegen Terrorismus verurteilt, in denen Zivilisten Opfer erleiden", sagte Karsai, nach Angaben seines Amtes. Karsai sandte eine Untersuchungskommission zum Tatort.
In Karsais Mitteilung hieß es: "Spät in der vergangenen Nacht drang ein amerikanischer Soldat in die Häuser von Menschen in Balandi Pul in der Sangabad-Gegend des Distrikts Pandschwai ein und tötete 16 Zivilisten, darunter neun Kinder und drei Frauen." Die US-Regierung müsse die Tat dem afghanischen Volk erklären.
Der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf und der US-Soldaten in Afghanistan, General John Allen, zeigte sich schockiert über den Vorfall. Vor knapp drei Wochen hatte die Verbrennung von Koran-Exemplaren durch US-Soldaten in Afghanistan tagelange Unruhen mit zahlreichen Toten ausgelöst.
Wie aus westlichen Sicherheitskreisen verlautete, verließ der US-Soldat vor Sonnenaufgang seinen Stützpunkt. In einem Dorf sei er in mehrere Häuser eingedrungen und habe die Bewohner erschossen. Anschließend habe er sich gestellt. Den Angaben zufolge soll der Soldat unter psychischen Problemen leiden. Die BBC berichtete, es solle sich um einen Unteroffizier einer Spezialeinheit handeln.

Die Tötung afghanischer Zivilisten durch ausländische Soldaten sorgt immer wieder für erhebliche Spannungen zwischen der Isaf und der Regierung in Kabul. In den vergangenen Wochen hatte zudem die Verbrennung von Koran-Exemplaren durch US-Soldaten auf dem Stützpunkt Bagram im ganzen Land tagelange Massenproteste ausgelöst. Dabei waren rund 30 Afghanen getötet worden.

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