Verdächtige nach Juwelenraub gefasst - Waren es die „Pink Panther“?
München · Sie kamen mit Axt und Vorschlaghammer und verschwanden mit Uhren und Schmuck im Wert von etwa 200 000 Euro. Eine Diebesbande sorgte in Münchner für Angst und Schrecken. Die Verdächtigen: eine Gruppe von internationalen Verbrechern, die sich wie ein soziales Netzwerk organisieren. Sieben Verdächtige wurden festgenommen. Der jüngste soll erst 14 Jahre alt sein. Die jungen Männer könnten dem berüchtigten Gauner-Netzwerk "Pink Panther" angehören.
Pink Panther - diese beiden Wörter entzücken nicht nur Filmnostalgiker. Polizisten auf der ganzen Welt beschäftigen sich derzeit ebenfalls mit den "Pink Panthern". So nennt sich nämlich eine der gerissensten Ganoven-Banden der Welt.
Die Bande ist weniger eine Diebesbande im klassischen Sinne, sondern eher ein soziales Netzwerk von Profis, aus welchem sich für jede Tat neue Kleingruppen rekrutieren. Die Gruppe ist in einer Art Zellen-System organisiert, deren Mitglieder sich nach einem nicht erkennbaren System immer wieder neu zusammenfinden, um ihre Überfälle auszuführen.
Es gibt keine sichtbare klare Hierarchie wie beispielsweise in der Mafia, sondern einige Anführer, die für ihre Überfälle Handlanger engagieren: Diese stehlen dann beispielsweise Fluchtwagen oder organisieren Unterkünfte. Die Gemeinsamkeit der Mitglieder ist, dass sie fast alle aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen, deshalb Serbisch und meist einige weitere Sprachen sprechen und größtenteils in der Armee oder als Milizen im Einsatz waren. Darauf führt Interpol auch ihre Gewandheit und Skrupellosigkeit im Umgang mit Waffen zurück.
Die Pink Panther sollen auch für einen Überfall am Donnerstag in München verantwortlich sein.
Der Überfall eines Edeljuweliers geschah am helllichten Tag - und er dauerte nur wenige Minuten. Die Flucht der Räuber war ebenfalls schnell beendet - noch in Tatortnähe hat die Polizei vier der fünf mutmaßlichen Täter gefasst. Weitere drei Festnahmen von vermuteten Mittätern folgten, wie die Polizei mitteilte. Am Donnerstag erließ der Ermittlungsrichter Haftbefehle. Der Wert der Beute - den Angaben nach „ein halber Rucksack voll“ - soll nach ersten Schätzungen rund 200 000 Euro betragen. Die vier gefassten Räuber sind nach eigenen Angaben zwischen 14 und 16 Jahre alt.
Die Art des Überfalls und das Alter der mutmaßlichen Täter - in dieser Konstellation ein „einmaliges“ Verbrechen in München, wie Kriminaldirektor Clemens Merkl sagte. Ob die Männer wirklich zu der berüchtigten Diebesbande „Pink Panther“ gehören ist noch nicht geklärt. Parallelen gibt es laut Polizei jedoch etliche: die Uhrzeit und kurze Dauer des Überfalls, die gezielte Auswahl des Schmuckes, die brachiale Gewalt und die schnelle Flucht. Zumindest bei einem der sieben Festgenommenen hofft die Polizei, eine Verbindung zu den „Pink Panthern“ herstellen zu können.
Bei dem spektakulären Raub zertrümmerten die maskierten Täter mit Axt und Vorschlaghammer die aus Sicherheitsgründen immer verschlossene Glastüre des Uhren- und Schmuckgeschäftes auf Münchens nobler Maximilianstraße. Einer bedrohte den Wachmann mit einem Schraubendreher, dann zerschlugen sie Vitrinen und Mobiliar, rafften vor allem Luxusuhren zusammen und verschwanden. Die fünf Menschen in dem Geschäft wurden nicht verletzt, zwei von ihnen erlitten einen Schock.
Eilig liefen die Räuber über die Straße, verfolgt von Passanten und vom Sicherheitsmann eines benachbarten Ladens. Die Täter zerstreuten sich in verschiedene Richtungen, konnten ihre Verfolger jedoch nicht abhängen. Nach nur wenigen Hundert Metern fassten Polizisten vier der fünf Flüchtenden. Drei von ihnen stammen nach eigener Aussage aus Moldawien, einer aus der Ukraine. Ebenfalls in der Innenstadt stoppte die Polizei ein verdächtiges Auto und nahm die beiden Insassen, zwei 27 und 32 Jahre alte Serben, fest. Ob das Auto als Fluchtfahrzeug hätte dienen sollen, war zunächst unklar.
Bei der Festnahme der zwei Serben hätten sich Hinweise auf zwei Wohnungen im Stadtteil Sendling ergeben, die dann von einer Spezialeinheit gestürmt worden seien, sagte Merkl. Dabei überwältigten die Beamten einen schlafenden Mann. Der 25-Jährige soll auch aus Serbien stammen.
Die vier festgenommenen mutmaßlichen Räuber seien ungewöhnlich jung, sagte Merkl. „Das hat uns selber überrascht.“ Sie hätten zwar keine Ausweise, jedoch allein nach optischen Gesichtspunkten könne es sich bei dem Quartett tatsächlich um Jugendliche handeln. Ob der fünfte Mann, der bei dem Überfall beteiligt war, noch auf der Flucht ist oder ob er einer der beiden Männer aus dem Auto ist, war noch unklar. Alle sieben Tatverdächtige schweigen zu den Vorwürfen.
In dem Geschäft des schweizerischen Schmuckherstellers an der Maximilianstraße dauerten die Aufräumarbeiten am Donnerstag noch an. Mittels Inventur soll die exakte Beute verifiziert werden. Die zertrümmerte Glastür wurde durch eine neue ersetzt, im Ladeninneren arbeiteten Handwerker am Mobiliar. Die Chefin des Ladens wollte sich nicht äußern. Dem Wachmann zufolge soll am Freitag wieder geöffnet werden.
Hintergrund Die Juwelendiebe „Pink Panther“
Die „Pink Panther“ sind eine berühmt-berüchtigte Bande von Juwelendieben, die es weltweit auf edelste Schmuckgeschäfte abgesehen hat. Nach ARD-Angaben sollen auf das Konto der „Pink Panther“ mehr als 150 Überfälle gehen. Der Gesamtwert der Beute beträgt Schätzungen zufolge knapp 250 Millionen Dollar (rund 182 Millionen Euro). Zum Kern der Bande sollen etwa 60 Menschen gehören, das gesamte Verbrecher-Netzwerk dürfte wesentlich größer sein. Die Drahtzieher sollen aus Serbien und anderen südosteuropäischen Ländern stammen. Die Überfälle der Juwelendiebe laufen meist nach dem gleichen Schema ab: plötzlicher Angriff, gezielte Auswahl der Schmuckstücke in kürzester Zeit und schnelle Flucht. Den Spitznamen erhielt die Bande nach einem Überfall vor gut zehn Jahren in Großbritannien von der Polizei. Sie hatte einen geraubten Diamanten in einer Cremedose gefunden - ähnlich wie in der Kriminalkomödie „The Pink Panther“.