Verkupplung über den Gartenzaun

TRIER. Hochzeit im Senioren-Alter: Nicht viele trauen sich, sich im hohen Alter noch zu trauen. Werner und Maria haben haben es getan. Er ist 70, sie ist 60 Jahre alt. Nach dem frühen Tod seiner Frau wagt er noch einmal einen neuen Schritt, um nicht mehr so einsam zu sein.

Bei der Hochzeit waren nur die drei Kinder dabei, die Verwandtschaft weiß bisher nicht Bescheid. "Ich hatte es satt, immer allein zu sein", sagt Werner. "Die Kinder sind lange ausgezogen, und es ist ein anderes Leben, wenn man eine Partnerin hat." Seine erste Frau, mit der er 44 Jahre verheiratet war, ist überraschend gestorben, "der Anruf kam morgens um halb fünf". Danach folgten drei Jahre Einsamkeit und Werner verlor die Lust an allem.Zunächst war der Rentner skeptisch

Der begeisterte Hobbygärtner war sogar drauf und dran, seinen Schrebergarten aufzugeben. "Was sollte ich mit dem ganzen Kram? Ich kann nicht kochen und habe fast alles verschenkt." Dass er es nicht tat, erwies sich als Glücksfall, denn ein Gartennachbar sprach ihn im letzten Sommer an und sagte, er habe eine nette Frau für ihn. Der Rentner war zunächst skeptisch, meinte aber, er könne sie ja mal mitbringen. An einem heißen Juli-Nachmittag um 14 Uhr war es dann soweit. "Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden", erinnert sich Werner lächelnd. "Sie ist Gartenliebhaberin wie ich und zudem auch Witwe." Dass Maria aus Polen kommt und wenig Deutsch spricht, stört die beiden nicht. "Wir haben uns Kassetten und Wörterbücher gekauft, und so langsam wird´s was." Über Weihnachten waren die Zwei bei ihr zu Hause in Polen. Dort hat Werner die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und seiner Maria einen Heiratsantrag gemacht. Nach einigem Aufwand, die Braut musste sich erst alle Dokumente beim Standesamt in ihrer Heimatstadt Lublin besorgen und übersetzen lassen, gaben sie sich im engsten Familienkreis das Ja-Wort. Die Verwandten wissen noch nichts von Werners neuem Glück. "Meine Kinder fanden, nach nur sechs Monaten zu heiraten, sei zu früh", sagt der frisch gebackene Ehemann. "Aber für mich war es ein großes Glück, sie kennen gelernt zu haben."Nachbarin: "Dem Werner geht es wieder gut"

Außerdem könne sie nur verheiratet ohne Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland bleiben. Selbst einer Nachbarin ist aufgefallen, dass es Werner wieder gut geht. "Sie kam neulich auf mich zu und sagte: Sie lächeln ja endlich wieder!" Jetzt stehen in der Küche von Werner in kleinen Dosen und Schachteln auch wieder Paprika- und Tomatenpflänzchen für den Schrebergarten. Ein bisschen Heimweh hat Maria schon. "Wenn es zu schlimm wird, rufe ich zu Hause an", sagt die hübsche blonde Frau mit den blauen Augen. Aber im Sommer will das Ehepaar zwei Monate in ihrer Heimat Urlaub machen, darauf freue sie sich schon riesig. Hochzeiten von Menschen jenseits der 60 sind selten, in einem Alter in dem die meisten eher ihre Silberne Hochzeit feiern. Werner und Maria waren beim Standesamt in Trier in diesem Jahr das erste Senioren-Paar. Vielleicht schaffen sie ja noch das 25-jährige Jubiläum.

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