Viel Applaus für die Thesen eines Weltverbesserers

Zum Abschluss des Eifel-Literatur-Festivals hat Heiner Geißler in der ausverkauften Bitburger Stadthalle gelesen. Der 80-Jährige setzt sich für eine gerechte Welt ein und überrascht dabei mit seinen modernen Thesen.

Bitburg. (wie) Dass oben auf der Bühne im gedämpften Scheinwerferlicht ein 80-jähriger CDUMann sitzt, muss man sich als Zuhörer des wortgewaltigen Heiner Geißler immer wieder in Erinnerung rufen. Wenn der vom Alter gebeugte aber im Kopf jung gebliebene Alt-Politiker den internationalen Finanzmarkt und seinen Billionen-Umsatz kritisiert, eine Welt ohne Krieg, Armut und Arbeitslosigkeit fordert, dann glaubt man, einem 30-jährigen Grünen zuzuhören. 90 Minuten lang philosophiert der einstige Jesuitenschüler Geißler vor 870 Zuhörern in der Bitburger Stadthalle über Gott und die Welt, über den Sinn des Lebens, gespickt mit der ihm eigenen spitzen Ironie. Nur ab und an zitiert er aus seinem Buch "Ou Topos - Suche nach dem Ort, den es geben müsste", der Rest ist ein in freier Rede gehaltener Vortrag.

Für ihn ist eine gerechte Welt ohne "Leid und Elend" keine Utopie (Ou Topos). Immer wieder fordert er die Einführung einer internationalen Finanztransaktionssteuer auf Aktiengeschäfte. Mit den zusätzlichen Milliarden-Einnahmen könnten Hunger und Armut in der Welt bekämpft werden, sagt Geißler, seit drei Jahren Mitglied in der globalisierungskritischen Bewegung Attac. Es gebe Geld "wie Dreck" auf der Welt, es sei nur falsch verteilt.

Selbst ansonsten vermutlich eher konservativ eingestellte Zuhörer ließen sich von den idealistischen, stets provokanten Thesen des Südpfälzers begeistern. Am Ende gab es minutenlangen Applaus für den Weltverbesserer.

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