Viel Prominenz und ein bisschen Wehmut

Trier · Der Trierer CDU-Politiker Bernhard Kaster lädt in seiner Funktion als Bundestagsabgeordneter zum letzten Mal zu einer kleinen Moselkreuzfahrt ein. Und ein gewichtiger Politiker plaudert dabei über einen nicht ganz ernst gemeinten Wettstreit im Kabinett.

 „Ist das nicht schön hier?“ Der scheidende Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (rechts) zeigt Kanzleramtsminister Peter Altmaier (links) die Mosel. Mit an Bord Kasters designierter Nachfolger Andreas Steier. TV-Foto: Friedemann Vetter

„Ist das nicht schön hier?“ Der scheidende Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (rechts) zeigt Kanzleramtsminister Peter Altmaier (links) die Mosel. Mit an Bord Kasters designierter Nachfolger Andreas Steier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier Viel Europa, viel Kohl, viel Andrang, eine gute Prise Kaster und ein bisschen Wahlkampf waren die Zutaten der letzten Moseltour des scheidenden Trierer CDU-Bundestagsabgeordneten. Nach 15 Jahren und vier Legislaturperioden tritt Bernhard Kaster bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr an. Dabei ist der 59-jährige Politiker in einem Alter, wo viele seiner Kollegen gerade einmal Bergfest feiern. Dafür wird von Bernhard Kaster eines Tages niemand sagen: "Hätte er doch mal gut ein paar Jahre früher aufgehört."
Am Mittwochabend ist der rührige Christdemokrat zum letzten Mal mit 250 politischen Freunden in See gestochen. Mehr als 500 wollten nach Angaben seines Büros mit, aber das hätte die unter luxemburgischer Flagge fahrende Princess Marie-Astrid vermutlich nicht geschafft. Zehnmal hat CDU-Kapitän Bernhard Kaster in den zurückliegenden Jahren unter der Überschrift "Region in einem Boot" eine jeweils zweieinhalbstündige Runde gedreht. Und dass die Moseltour meistens sehr begehrt war, hat wohl mit der eher ungewöhnlichen Location für eine Polit-Veranstaltung zu tun - und den stets hochkarätigen Gästen.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, damals noch Arbeitsministerin, war schon mit an Bord, auch Bundestagspräsident Norbert Lammert oder Unionsfraktionschef Volker Kauder. Zu Kapitän Kasters letzter Moselkreuzfahrt als Bundestagsabgeordneter ist Kanzleramtsminister Peter Altmaier mit an Bord gekommen - ein nicht nur politisches Schwergewicht. Der Saarländer isst gerne, was er an diesem Abend ein paar Mal betont, gespickt mit der ein oder anderen witzigen Anekdote. Etwa dass er den Titel als gewichtigster Minister im Kabinett inzwischen vier Jahre erfolgreich gegen SPD-Außenminister Sigmar Gabriel verteidigt habe. Auf der Marie-Astrid ist Schenkelklopfen angesagt. Trier-Saarburgs Ex-Landrat Richard Groß springt später, am Ende der Rede, als Erster auf und applaudiert begeistert - und der Rest des Schiffes folgt ihm.
Aber Altmaier kann nicht nur Spaß. Der Kanzleramtsminister spricht viel über den vor drei Wochen verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl, "einen der größten Staatsmänner, die Deutschland hervorgebracht hat", und über Europa. "Europa muss von jeder Generation neu erkämpft und verteidigt werden", fordert Altmaier, "und wir dürfen nicht zulassen, dass es von Nationalisten und Populisten infrage gestellt wird."
Eine Idee, für die man nicht mehr kämpfe, verschwinde langsam, sagt Claude Wiseler, der Fraktionschef der Christsozialen (CSV) im luxemburgischen Parlament. Helmut Kohl habe es immer geschafft, Europa als Erfolgsgeschichte zu präsentieren. Ähnliches sagt auch Viviane Reding, die ehemalige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission.
Das - aus Sicht des Gastgebers - vielleicht schönste Kompliment an diesem Abend in ruhigem Fahrwasser kommt von CSV-Präsident Marc Spautz. "Du warst der luxemburgische Abgeordnete in Berlin", lobt er Bernhard Kaster. Da dürfte der scheidende langjährige Parlamentarische Geschäftsführer dann doch ein wenig geschluckt haben, auch wenn Kaster zuvor bemerkt hatte, dass er "nur ab und zu ein bisschen nostalgisch" werde, wenn er an den nahen Abschied von der großen politischen Bühne denke.
Dann sagt Kaster noch, dass es ihn stolz gemacht habe, "diese schöne europäische Region in Berlin zu vertreten", und dass die Region auch weiter "einen Kümmerer und Ackerer" wie seinen Nachfolger Andreas Steier in der Hauptstadt brauche. Der 45-jährige Steier sagt kurz vor dem Landgang noch, dass er zwar in große Fußstapfen trete, den Kaster-Wahlkreis bei der Bundestagswahl im September aber gemeinsam mit seinen CDU-Mitstreitern schon verteidigen werde.
Da kann der scheidende Kapitän ja beruhigt von Bord gehen.

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